Dienstag, 30. März 2021

Killer gesucht

Raven wurde umgebracht, jedenfalls hat sie die Vergiftung nur sehr knapp überlebt und nach sehr langer Rekonvaleszenz sinnt sie nach Rache. Der Auftragsmörder Victor schwebt nicht nur deswegen in Gefahr. Seine Verbindung zur CIA könnte aufgeflogen sein. Ein Mitarbeiter des Dienstes, der sich selbst ein wenig abgehängt fühlt, möchte sich profilieren, indem er Victor ausfindig macht und seine Kontakte auffliegen lässt. Procter, der noch nicht von seiner Verletzung genesen ist, hat schon etwas dagegen. Ob er Victor schützen kann, ist allerdings noch ungewisse. 

Kann es für Victor Sinn machen, mit Raven zusammenzuarbeiten, um der Gefahr zu entgehen.


Im Laufe seines siebten Auftritts kommt es diesmal recht dick für Victor. Jemand will ihm tatsächlich an den Kragen und die Chance dazu steht nichtmal so schlecht. Aber Victor weiß sich zu wehren, was zu einigen unerwarteten Todesfällen führt, aber auch zur Rettung einiger Menschen. Sollte Victor sich wieder mit Raven zusammentun, deren Fähigkeiten, was das Ausschalten anderer Leute angeht, sich durchaus mit seinen messen können. Auch Raven könnte ein Interesse an einer Zusammenarbeit haben, denn während ihrer Genesungsphase, wäre sie fast dem nächsten Killer zum Opfer gefallen und hier gilt es den Ursprung zu finden.


In diesem siebten Band der Reihe gibt es etliche Bezüge auf die Vergangenheit des Killers. Und wenn man diese nicht komplett gelesen hat, wird es doch etwas mühsam, sich das Puzzle zusammenzusetzen. Möglicherweise ist es daher empfehlenswert, sich die Bände folgerichtig vorzunehmen. Ohne das Hintergrundwissen wirkt dieser Band etwas konfus und ziellos, was wie erläutert vielleicht eher am Leser liegt. Dennoch war das Vergnügen nicht so groß wie bei den bekannten Bänden um Victor, den Killer. Es bleibt aber dabei, dass es sich bei dem Konzept des umsichtigen Killers, der durchaus mal ein Herz für Opfer hat, eine erfrischende Abwechslung zu den üblichen Spannungsromanen handelt.


3 Sterne


The Final Hour von Tom Wood

ISBN: 978-0-751-56569-0

Samstag, 27. März 2021

Futschikato

Aus Kiel lässt sich Kommissar Ingo Larssen nach Mecklenburg versetzen. Im Jahr 1993 ein ungewöhnlicher Schritt, aber er hat seine Gründe. Und lange nachdenken kann er nicht. Kurz nach seiner Ankunft wird im Dohlenwald die Leiche eines Mädchens gefunden. Seine Kollegin Ulrike Bandow leitet die Ermittlungen und sie hat ein ganz ungutes Gefühl. Die Situation ist so bizarr, dass sich der Gedanke an einen Serientäter aufdrängt. Aber von parallelen Fällen ist nichts bekannt. Und so muss zunächst einmal mit den üblichen Befragungen begonnen werden. Ulrike Bandow lernt ihren Ort auf ganz neue Art kennen, eine, die ihr nur bedingt gefällt.


In ihrem ersten gemeinsamen Fall müssen sich Bandow und Larssen erstmal beschnuppern und zusammenraufen. Ihre Herkunft ist doch sehr unterschiedlich. Bald schon klappt die Zusammenarbeit recht gut. Sie stellen fest, dass ihre Einstellung zum Beruf sehr ähnlich ist. Zunächst kommen sie mit dem Fall nicht so recht voran, keiner kennt das tote Mädchen und so eine Art Ritualmord hat es in der Gegend wohl noch nicht gegeben. Nur etwas zupft an Ulrikes Gedächtnis und weckt ihr schlechtes Gewissen. In ihrer Jugend hat sie, so befürchtet sie, ihre beste Freundin im Stich gelassen. So etwas soll ihr mit ihrem kleinen Bruder auf keinen Fall passieren.


Nach Verlagsinformationen schreibt die Autorin auch Drehbücher und irgendwie merkt man das dem Roman auch an. Beim Lesen kommt einem häufiger der Gedanke, dass sich aus dem Buch ein düsterer Zweiteiler machen ließe, natürlich mit Serienpotential. Dies ist durchaus positiv, auch wenn der Spannungsaufbau etwas behäbig ist und das Ende etwas plötzlich kommt. Ist da noch nicht alles geklärt? Es handelt sich schließlich um den ersten Fall. Insgesamt ist ist es jedoch sehr spannend zu lesen, wie sich die beiden Polizisten zusammenraufen und ihre Ermittlungskraft bündeln. Was sie durch ihre Hartnäckigkeit aufdecken, passt sich perfekt in die deutsch-deutsche Geschichte ein und es wirkt so, als hätte es tatsächlich passiert sein können. Ein sehr guter Start einer neuen Reihe, die hoffentlich noch mit weiteren ebenso packenden Themen aufwarten kann.


4 Sterne


Blütengrab von Ada Fink

ISBN: 978-3-8052-0059-2




Freitag, 26. März 2021

Chefin Lilibet

Nach einem rauschenden Ball auf Schloss Windsor wird der Tanzpartner der Queen tot aufgefunden. Der junge russische Pianist hat keine Feinde, eigentlich, trotzdem starb er auf eine Weise, die Rätsel aufgibt. Und Rätsel sind auch etwas für die Queen. Gemeinsam mit ihrer neuen Rozie macht sie sich auf die Suche nach dem Mörder. Der Geheimdienst hat dabei einen ganz anderen Verdacht als die Chefin. Man vermutet, der russische Präsident plane ein Komplott und dieser Pianist müsse etwas damit zu tun gehabt haben. Welch unangenehme Situation für den Palast. Zumindest die Presse muss herausgehalten werden.


Natürlich kann Chefin Lilibet nicht einfach auf Mörderjagd gehen, schließlich steht sie dem Land vor und wenn herauskäme, dass sie einen Mordfall aufklärt, was für ein gefundenes Fressen für die schreibende Zunft. Aber dennoch muss sie eine Möglichkeit finden, die echten Ermittlungen in die richtigen Bahnen zu lenken. Dabei erweist sich die aus Nigeria stammende Rozie mit ihrer resoluten Art als ausgezeichnete Hilfe. Und so geht es zwischen Teegesellschaften und anderen Terminen um die Suche nach dem Täter. Und Philip ist einfach er selbst, aber das weiß Lilibet ja schon seit langen Jahren. 


Der erste Fall für Queen Elizabeth, ein Unterfangen, das mit der gebotenen Diskretion angegangen werden muss. Was auf der einen Seite den Charme dieses Romans ausmacht, kann auf der anderen Seite etwas problematisch werden. Denn wegen ihrer Stellung kann die Queen nur unterschwellig Fragen stellen. Einzig ihren Gedanken kann sie freien Lauf lassen. Und so fragt man sich manchmal, wo der Fall bleibt, während man sich über die strahlende Queen freut und sich der Vorstellung von Frühstücksfrotzeleien zwischen Elizabeth und Philip bestens vorstellen kann. Auch Rozie ist ein echtes Highlight. Sie unterstützt die Queen mit einem gewissen Erstaunen über deren Normalität. Ein Erstaunen, dass man beim Lesen vielleicht auch empfindet. 

Ein schöner Roman, der zwar dem Krimi-Anspruch nicht ganz genügt, aber einen humorvollen Einblick in das Leben im Palast gewährt.


3,5 Sterne


Das Windsor-Komplott von S J Bennett

ISBN: 978-3-9586-2801-4





Donnerstag, 25. März 2021

Detective Loretta

Loretta, Erwin und Dennis haben ihr Detektivbüro eingerichtet und warten auf den ersten Kunden. Nicht allzu lange werden sie auf die Folter gespannt, schon werden sie von Frau Berger gebeten nach ihrer Freundin zu suchen. Die Frauen wohnen im selben Haus und Frau Berger hörte immer, wenn Jutta Staub saugte. Und nun bleibt dieses Geräusch aus und von der Freundin ist nichts zu sehen oder zu hören. Da muss der kontrollsüchtige Ehemann Gerhard Dengelmann doch irgendwas auf dem Kerbholz haben. Loretta schleust sich als Putzfrau bei Herrn Dengelmann ein und kann tatsächlich keine Spur von Jutta Dengelmann entdecken.


In ihrem siebten Fall nimmt Loretta Luchs nun offiziell die Ermittlungen auf. Gemeinsam mit dem ehemaligen Polizisten Erwin hat sie in einem Nebenbüro von Dennis’ Telefon-Hotline ihre Detektei eingerichtet. Und gleich gibt es das Rätsel um die verschwundene Ehefrau zu lösen. Die besorgte Freundin und Nachbarin könnte recht haben, schließlich wirkt die Existenz von Jutta wie ausradiert. Doch Dengelmann wirkt nicht so schlimm wie nach den Auskünften der Berger zu vermuten gewesen wäre. Der ältere Herr hat eine Vorliebe für ausgefallene Teesorten und gutes Essen. Kann so ein Mensch ein Mörder sein?


Beim nunmehr siebten Treffen mit Loretta Luchs und ihren Freunden, kommt es einem schon fast so vor als begegne man alten Freunden. Vielleicht kann man den Putzlehren nicht so viel abgewinnen und vermisst vielleicht eine Überraschung bei der Lösung des Falls, aber Loretta und ihr Team entschädigen für so manche Schwäche. Wenn Loretta der Kommissarin Küppers mal wieder einen Schritt voraus ist, ergeben sich ausgesprochen witzige Szenen. Und Frank als Leumundszeuge hat auch etwas spezielles. Das Ruhrpöttische kommt hier zur vollen Entfaltung und unterhält mit dieser schnodderig liebenswerten Art sehr gut. Loretta und Erwin machen sich gut als Detektive, wenn es doch nur die Küppers endlich glauben würde.


3,5 Sterne


Die Jutta saugt nicht mehr von Lotte Minck

ISBN: 978-3-7700-1559-7

Sonntag, 21. März 2021

Die Schauspielschülerin

Tonis Welt ist grauer seit ihr Freund Felix verschwunden ist. Er fehlt ihr, aber leider fehlt auch das Geld und Omas Schmuck. Und wie soll Toni nun die Seniorenresidenz bezahlen, in die Oma gezogen ist, weil ihr die Treppen zu beschwerlich wurden? Die letzte Rettung könnte der Privatdetektiv Edgar Behm sein. Doch schon bei Tonis erstem Besuch klappt Behm zusammen und gemeinsam mit der anderen Kundin, einer Sybille Steiner, ruft Toni die Rettung. Nur ein kleiner Schwächeanfall. Okay. Wegen Tonis akutem Geldmangel schließt sie einen Deal mit Behm. Sie wird die Stunden abarbeiten, die er auf der Suche nach Felix verbringt.


Die Autorin, bekannt durch ihre Kriminalromane um Carlotta Fiore, schickt hier ein neues Team auf die Reise. Die Schauspielschülerin Toni von Antonia Lorenz, der es nach der Direktorin auf dem Konservatorium einfach zu leicht fällt, und der Detektiv in einer Lebens- und Gesundheitskrise Edgar Behm. Eigentlich eher ein Team, das aus der Not geboren wurde, harmonieren sie nach einer Weile sehr gut. Toni hat die Jugend und ihre Wandelbarkeit und Edgar die Erfahrung und einen Draht zu den Ex-Kollegen von der Polizei. Da müsste sich der Fall, in dem Sybille Steiner um Hilfe bat, doch knacken lassen.


Ein sympathisches neues Team, an das man sich schnell gewöhnt hat. Zwei unterschiedliche Charaktere, die sich bestens ergänzen. Behm wird von der quirligen Toni aus seiner Lethargie gerissen und schöpft wieder Lebensmut. Toni muss schweren Herzens einsehen, dass Behm vielleicht klären kann, was mit Felix geschehen ist, dass Geld zurück zaubern, kann er wahrscheinlich nicht. Und so mäandert dieser erfrischende Krimi zwischen Ernst und Leichtigkeit. Dabei unterhält er mit einem spannenden Fall, der mehr Facetten aufzuweisen hat als man zunächst vermutet. Wie sich Toni und Edgar immer besser aufeinander einstellen, ist einfach schön mitzulesen. Man darf sicher gespannt sein, was die Autorin noch für ihre Protagonisten geplant hat.


4 Sterne


Lockvogel von Theresa Prammer

ISBN: 978-3-7099-8103-0





Samstag, 20. März 2021

Brixen Columbo

Schon ein paar Wochen ist es her, dass Lorenz Lovis den Hof von seinem verstorbenen Onkel übernommen hat. Und so langsam kommt er dahinter, dass er sich damit auch eine Menge Schulden eingehandelt hat. Als ehemaliger Polizist nutzt Lorens seine detektivischen Fähigkeiten. Auf einem nahen Pferdehof sind schon ein paar Tiere vergiftet worden. Allerdings kann die Jasmin Oberegger nicht Schuld daran sein, denn sie verspritzt ihr Gift eher mit ihren Worten. Und sie ist es, die bald  tot aufgefunden wird. Ausgerechnet auf Lorenz’ Grundstück und in Verdacht gerät sein Knecht Paul, der auch mit Jasmin im Streit lag.


Tja, es hat sich einiges verändert im Leben von Lorenz Lovic. An sein Leben als Bauer muss er sich noch gewöhnen, auch wenn seine heimliche Liebe Angelika ihn unterstützt, leicht ist es nicht. Und nun fällt auch noch Paul aus, den die Polizei verhaftet, obwohl er beteuert, nichts mit dem Mord zu tun zu haben. Und Geld muss irgendwie auch hereinkommen, doch mit den deutschen Touristen, besonders deren lauten Kindern, ist es nicht einfach. Am liebsten hätte Lorenz seine Ruhe, am allerliebsten gemeinsam mit Angelika. Doch erstmal muss er den Mörder finden.


In seinem zweiten Auftritt bereitet Lorenz Lovic wieder viel Freude. Der etwas schrullige Neu-Detektiv kommt sympathisch rüber. Man kann sich direkt vorstellen, Ferien bei ihm auf dem Bauernhof zu machen. Sein neues Leben auf dem Land und sein altes Leben als Ermittler finden hier zusammen. Geschickt fühlt er seinen Verdächtigen auf den Zahn und bekommt dabei sowohl willkommene als auch weniger willkommene Hilfe. Dass keiner um das Opfer trauert, ist schon bedauerlich und dennoch fühlt man sich besser, wenn der Mord gesühnt wird, so wie es in den meisten ordentlichen Kriminalromanen geschieht. Wie schon beim ersten Band bekommt man auch hier beim Lesen gute Laune. Lorenz Lovic hat seine Bewährungsprobe bestanden. Gerne mehr!


4 Sterne


Bewährungsprobe von Heidi Troi

ISBN: 978-3-7104-0215-9




Freitag, 19. März 2021

Verzeihen

Vera ist eine Sünderin und ihr Verlobter Luke hat es erkannt, der Glaube kann ihr helfen. Lukes Mutter ist schwer erkrankt und sie sinniert über ihr Leben, zwei Söhne, ein guter Mann, doch war sie wirklich glücklich? Schweren Herzens nimmt sie die Hilfe von ihrer Pflegerin an. Diese stammt aus Ruanda und musste den Genozid dort miterleben. Dennoch steht Emily der Älteren zur Seite. Sie ist es, die Johns Geheimnis auf den ersten Blick entdeckt. Vera ist unsicher, ob sie ihr Geheimnis teilen soll. Oder ist es etwa die gerechte Strafe, es für sich zu behalten.


Mit ihrem Debüt Roman nimmt sich die Autorin starker Themen an, wobei das Beeindruckendste wohl die Behandlung des Genozids in Ruanda ist. Die junge Emily hat als einzige ihrer Familie überlebt und ist durch eine glückliche Fügung in London gelandet. Doch schwer traumatisiert fällt ihr das Leben in England nicht leicht. Ihre Erinnerungen lassen sich nicht greifen und lassen sie doch nicht los. Möglicherweise könnte die Tätigkeit für Lynn ihre Rettung sein, denn obwohl diese sonst nicht sehr feinfühlig erscheint, ihrer Pflegerin wendet sie sich zu. Vera dagegen hadert mit ihrem Handeln und sie sucht Trost und eine Art Absolution in einem Glauben, den sie eigentlich nicht hat.


Sehr langsam entwickelt sich die Handlung zwischen den verschiedenen Personen. Sie alle haben mit Problemen und unbewältigten Gefühlen zu kämpfen. Wobei nicht alle Beweggründe klar werden und die handelnden Personen wohlmöglich nicht in jedem Leser Sympathie erwecken. Sehr berührend ist jedoch Emilys Geschichte. Mit ihrem Erlebnissen bekommt man einen Eindruck von den schrecklichen Geschehnissen in ihrem Heimatland. Ist man ruhig und sicher in Europa aufgewachsen, wird man wahrscheinlich nicht alles nachempfinden können, doch dass dieser Teil der Geschichte unvergessen bleibt, gibt dem Roman einen Sinn und man möchte der Autorin danken, dass sie sich dieses nicht ganz einfachen Themas angenommen hat.


3,5 Sterne


Der silberne Elefant von Jemma Wayne

ISBN: 978-3-96161-111-9





Donnerstag, 18. März 2021

Green Man

Er kämpft für die Umwelt und er hat einen Plan. Der Terrorist, der von allen Green Man genannt wird, hat einen Plan. Denen, die die Umwelt zerstören, seien es nun Kraftwerksbetreiber oder Industrielle, muss ihr schädliches Handeln deutlich vor Augen geführt werden, um sie oder auch die Regierung zur Umkehr zu bewegen. Seine Ziele dokumentiert mit Bekennerschreiben, die ihm etliche Anhänger einbringen. Dagegen versuchen die Ermittler des FBI alles, um weitere Anschläge zu verhindern. Tom Smith, der wirklich so heißt, kommt aus einer Familie von Polizisten. Gerade weil er noch nicht sehr lange beim FBI tätig ist, bringt er neue Ansätze in die Untersuchung.


Dieser junge FBI Agent kann den Green Man in Teilbereichen sogar verstehen, trotzdem will und muss er weitere Anschläge verhindern, denn der Green Man nimmt in Kauf, dass Menschen sterben. Und da ist dann eine Grenze erreicht, an der Tom Smiths Verständnis aufhört. Allerdings handelt der Green Man äußerst klug und planvoll und bisher hat er kaum verwertbare Spuren hinterlassen oder den geringsten Fehler gemacht. Smith versucht sich in den Täter hineinzuversetzen. Was würde er an seiner Stelle tun?


Dieser Thriller des Autors, der mit seinen Drehbüchern und Jugendbüchern bekannt ist, behandelt eine brandaktuelle Thematik. Eindringlich macht er auf die Umweltzerstörung aufmerksam, die durch Menschen gemacht ist. An Beispielen wird anschaulich dargestellt, dass der Profitgier vieles unterworfen wird und Natur und Klima dabei auf der Strecke bleiben. Es ist fünf vor zwölf und der Klimawandel ist kaum noch aufzuhalten. Letztlich kann er wohl nur noch abgemildert werden. Mit teilweise schon wissenschaftlichen Erläuterungen wartet der Autor dabei auf. Als Leser ist man dann etwas hin und her gerissen, weil diesen Erläuterungen doch einiges an Spannung geopfert wird. Dennoch weiß dieser Thriller zu überzeugen, denn mit ihm wird ein brisantes Thema angepackt. Man beschäftigt sich durchaus noch länger mit dem Inhalt dieses Romans und wünscht sich eine bessere Welt.


4 Sterne


Klima von David Klass

ISBN: 978-3-442-49180-3





Sonntag, 14. März 2021

Die Pointe

Kurz vor seinem sechszehnten Geburtstag tritt Sam Turner seinen Aushilfsjob im Kino von Grady an. Sein bester Freund ist weggezogen und Sam sucht eine Abwechslung von seinem Zuhause. Annie, Sams Mutter, ist nicht bei guter Gesundheit und Sams Vater ist der ewig Schweigende. Außerdem wird es Zeit, dass Sam sich ein wenig abnabelt. Seine jugendlichen Kollegen sind älter als Sam und er befürchtet, nicht in die Runde zu passen. Doch bald sind er, Cameron, Hightower und Kirstie ein eingeschworenes Team. Bei ihrer Tätigkeit können sie tolle Filme schauen. Besonders „Zurück in die Zukunft“, der gerade rausgekommen ist, hat es Sam angetan. Schließlich ist Marty McFly auch kein Riese und trotzdem cool.


Gerade erst hat Sam seine neuen Freunde kennengelernt, doch für diese ist es der letzte Sommer nach dem Abschluss. Sie alle wollen Grady zum Studium verlassen und so ist der erste Sommer für Sam in einer Clique auch der vermutlich letzte. Doch gerade in diesen Tagen kann Sam nichts besseres passieren. Mit seinen Freunden kann er sich von der gedrückten Stimmung ablenken, die daheim herrscht. Er ist in großer Sorge um seine Mutter, aber er ist auch verliebt in Kirstie. Und manchmal ist es einfach angebracht, ein paar Mutproben zu bestehen.


Ein toller Roman über den Ausklang der Jugend und den Beginn des Erwachsenwerdens. Man fühlt sich beim Lesen in die eigene Jugend zurückversetzt, man lauscht sowohl Sams Mixtapes als auch den eigenen. Klasse Filme, klasse Musik, Partys alles könnte so unbeschwert sein. Doch auch in so jungen Jahren wird man schon mit dem Ernst des Lebens konfrontiert und dann kann das Leben aus der Balance geraten. Sams Ringen um seine Balance ist authentisch und emotional berührend dargestellt. Man kann sich gut in ihn hineinversetzen und vielleicht versteht man sogar die eine oder andere Anspielung. Dieser Roman nimmt den Leser mit auf die Reise eines Sommers.


5 Sterne


Hard Land von Benedict Wells

ISBN: 978-3-257-07148-1




Samstag, 13. März 2021

Die Kinder des Hauses

Danny Conroy kann sich kaum an seine Mutter erinnern. Sie hat es im Dutch House einfach nicht ausgehalten und die Familie verlassen. Wenige Jahre nach dem zweiten Weltkrieg war das schon ungewöhnlich. Maeve, Dannys Schwester, ist immer für ihren Bruder da. Doch immer bleibt das ungelöste Rätsel um ihre Mutter. Als der Vater allerdings einige Jahre später eine andere Frau mit nach Hause bringt, ändert sich einiges. Andrea scheint begeistert von dem Haus. Doch zwischen ihrer Stiefmutter und den Geschwistern läuft es von Beginn an nicht so richtig und nach der Hochzeit ziehen auch noch zwei neue Schwestern ein.


Das Dutch House scheint auch ein niederländisches Haus zu sein, denn es hat viele große Glasfenster und Nachbarn und Passanten können in das Haus hineinschauen. Wenn man in die Niederlande fährt kann man tatsächlich Häuser - nicht so herrschaftlich wie das Dutch House - finden, bei denen große Fenster zum Schauen einladen. Vielleicht muss man es gewöhnt sein oder es toll finden, um sich wohl zu fühlen. Natürlich fragt man sich, wieso eine Mutter ihre Kinder verlässt, weil sie sich nicht wohlfühlt. Man fragt sich aber auch, wieso der Vater nicht in der Lage ist, mit seiner Frau gemeinsam ein Haus zu suchen, dass beiden gefällt. Es waren wohl andere Zeiten nach dem Krieg. Die Kinder sind es, die klarkommen müssen.


Auch wenn gerade die Wünsche und Ziele das Vaters im Ungewissen bleiben, so besticht dieses Buch mit einer vortrefflichen Sicht in die Welt zweier Kinder, die sich gegen unliebsame Veränderungen kaum wehren können. Es ist eines der seltenen  Bücher, die einen über weite Strecken wahrlich einsaugen. Man liest und knirscht mit den Zähnen, weil man kaum glaubt, was passiert. Welche Wirkung hat die Kindheit auf das Leben, werden wir doch wie unsere Eltern oder können wir etwas ändern. Selbstverständlich kann ein Roman diese Fragen nicht klären, aber er kann den Leser emotional beteiligen und über weite Strecken so fesseln, dass das Buch an einem Tag verschlungen ist.


4,5 Sterne


The Dutch House von Anne Patchett

ISBN: 978-1-5266-2406-2




Freitag, 12. März 2021

Paradiesvogel

Die alte Dame Edna Weiß lebt allein in ihrem Haus mit Garten in Tirol. Der Papagei Emil, der sich manchmal wie ein Paradiesvogel fühlt, ist ihr einziger Gefährte. Ihr ganzes Leben lang hat Edna an Emils ersten Besitzer gedacht, den Jungen Jakob, mit dem sie als Schwabenkind im fernen Deutschland geschuftet hat. Jakob hat ihr vor langen Jahren zur Flucht verholfen und sie haben sich nie wieder gesehen. Und nun hat sie in einer Zeitschrift von Jakob gelesen und endlich macht sie sich auf den Weg zu ihm, Emil im Schlepptau. Auf dem Weg ist es unvermeidlich, dass die Erinnerungen aufsteigen.


Die Autorin hat mit ihrem Debüt ein Thema aufgegriffen, von dem vielleicht nicht so viel bekannt ist. Bis ins letzte Jahrhundert hinein wurden Kinder aus kargen Gegenden Norditaliens nach Süddeutschland geschickt, um dort auf Bauernhöfen teilweise sehr schwere Arbeiten zu verrichten. Man kann sagen, die Kinder wurden verkauft und wie ein Besitz wurden sie dann häufig auch behandelt. Dass da der Gedanke an eine Flucht aufkommen kann, verwundert nicht. In welcher Zwangslage müssen die Eltern gewesen sein, um ihre Kinder zeitweilig gegen Geld aufzugeben. Um ihren Jugendfreund zu besuchen geht Edna diesen schweren Weg erneut und lässt die Erinnerungen auf sich wirken. Gleichzeitig steht sie neuen Begegnungen offen gegenüber.


Ein kleines literarisches Denkmal für Kinder, die auf dem Weg und auch bei den Bauern etliches durchleiden mussten, welche eine wunderbare Idee. Geschichtliches in eine berührende Geschichte verpackt, dass lässt einen sicher zu solch einem Roman greifen. Nur geraten manche Beschreibungen etwas verschwommen und Edna wirkt manchmal etwas sehr versponnen, so dass man ihr kaum abnehmen kann, dass sie diesen beschwerlichen Weg schaffen kann. Dennoch bleibt die sympathische alte Dame präsent und man drückt ihr die Daumen, dass sie ihr Ziel erreicht. Ein schöner Familienroman, mit dem ein Thema aus dem Vergessen geholt wird, dass diese Aufmerksamkeit wirklich verdient.


3,5 Sterne


Als wir uns die Welt versprachen von Romina Casagrande

ISBN: 978-3-10-498095-9






Dienstag, 9. März 2021

Gewissheit

Seit Monaten versucht Kriminalrätin Melia Adan das Schicksal der Kollegin Solveig Fischer zu klären. Sie will der Familie und auch sich selbst Gewissheit verschaffen. Inzwischen wird Vincent Veih, der Leiter der Mordkommission, zu einem Tötungsdelikt gerufen. Die junge Klara Dorau wurde angestochen und die herbeigeeilten Sanitäter konnten sie nicht mehr retten. In Verdacht gerät zunächst ihr Freund Miran, der nicht auffindbar ist. Der ehemalige Soldat Roland Kracht kümmert sich um die Mutter eines Kriegskameraden, die von ihrem Vermieter drangsaliert wird. Dass Kracht diesen Osterkamp kennt, könnte ihr vielleicht helfen. Oder handelt es sich bei ihm nur um einen gewissenlosen Immobilienhai?


In ihrem zweiten gemeinsamen Auftritt hat Melia Adan den Verfassungsschutz verlassen und ist nunmehr beim Polizeipräsidium Düsseldorf beschäftigt, wo sie unter anderem die Mordkommission leitet. Vincent Veih macht sich auf die Suche nach dem Mörder der jungen Klara, deren Eltern schon lange geschieden sind. Ihr Vater ist als Psychiater tätig, der seine Patienten nicht nur mit guten Worten beliefert, wie sich herausstellt. Dorau ist auch Besitzer einer Bar, in der die Mutter des Lebensgefährten des Mordopfers als Geschäftsführerin arbeitet. Meila Adan verliert bei aller Anspannung wegen des Mordes die Suche nach ihrer Kollegin nicht aus dem Sinn. Diese hatte ihr geholfen, ein rechtsextremes Netzwerk aufzudecken.


Was wie eine normale Mordermittlung beginnt, entwickelt sich zu einem spannenden Thriller. Alles scheint miteinander verflochten und manchmal scheinen gerade die auf die Füße zu fallen, die es wahrlich nicht verdient haben. Man fragt sich, ob alles reine Fiktion ist oder ob es gewisse Überschneidungen mit der Wirklichkeit gibt. Einiges liest man da mit Schaudern, besonders wenn es darum geht, wer von welchen Befehlen abhängt und wie unabhängig ermittelt werden kann. Möglicherweise glaubt man lieber, dass alles seine Ordnung hat. Aber dennoch erscheint es wichtig, sich sich auch mit der anderen Möglichkeit gründlich zu befassen. Hier hat der Autor eine hervorragende Balance gefunden zwischen Fällen, die immer spannender werden, und politischen Hintergründen, die große Sorgen wecken. Die Demokratie muss geschützt werden, die, die wir haben, ist wohl eine der Besten, die es gibt. 


4,5 Sterne


Die Stunde der Wut von Horst Eckert

ISBN: 978-3-453-44103-3




Sonntag, 7. März 2021

Die Lanze

Im Jahr 1342 überlebt der junge Thomas von Hookton den Überfall französischer Kämpfer, die von einem Ritter in schwarzer Rüstung angeführt werden. Die Franzosen stehlen eine alte Lanze, die dem heiligen Georg gehört haben soll, aus der Kirche. Thomas’ Vater stirbt kurz nach dem Überfall an seinen Verletzungen. Vor seinem Tod kann er Thomas noch die Aufgabe übertragen, die Lanze wiederzubeschaffen. Thomas macht sich auf den Weg nach Frankreich, wo der versierte Bogenschütze in verschiedene Scharmützel gerät. Die Engländer kämpfen gegen die Franzosen und nicht immer verhalten sie sich wie Ehrenleute. Doch Thomas kann es nicht ertragen, wenn die Frauen misshandelt werden. Und so handelt er sich zu den Franzosen auch noch persönliche Feinde ein.


Bei diesem historischen Roman handelt es sich um den ersten Teil einer Trilogie, in der der hundertjährige Krieg den Rahmen bildet. Erzählt wird von den grausamen Kämpfen und Belagerungen der französischen Städte und vom jungen Thomas von Hookton, der nach der Lanze jagt und gleichzeitig nach seinen Ahnen sucht. Denn Thomas erfährt, dass sein Vater nicht nur ein einfacher Pfarrer war, wie er immer behauptet hat. Doch Thomas erfährt auch die Kameradarie unter den Soldaten und die Liebe.


Wenn man schon immer mal einen Roman von Bernard Cronwell lesen oder hören wollte, bietet sich hier eine gute Gelegenheit. Wenn man auch den geschichtlichen Rahmen zu Beginn etwas vermisst, einige Beschreibungen doch recht brutal geraten und Thomas Situationen überlebt, die man eigentlich nicht überleben kann, so bietet der Roman doch eine interessante und spannende Lektüre, die als Hörbuch vorgetragen wird von.Frank Stöckle. Toll, wie Thomas sich vom einfachen Pfarrerssohn zu einem gestandenen Bogenschützen entwickelt, wie er Freunde findet und seine Frau. Zusätzlich entwickelt man Interesse an der geschichtlichen Rahmenhandlung und nutzt ein paar freie Minuten, um sich etwas zu informieren. Insgesamt ein durchaus interessanter Roman.


3,5 Sterne


Der Bogenschütze von Bernard Cornwell

ISBN: 978-3-95862-507-5




Samstag, 6. März 2021

Filmstar

Da könnte er Filmstar werden, denkt Steve in einem Moment, dabei möchte er nur seiner Arbeit im Loftbüro nachgehen und mit seiner Freundin glücklich sein. Auch Dana Marin liebt die Öffentlichkeit nicht so sehr. Dennoch ist sie als Vertreterin des internationalen Gerichtshofs bei der Verhaftung des ehemaligen US-Präsidenten auf dem Flughafen von Athen dabei. Dass sie gefilmt wird, kann sie nicht verhindern und auch nicht den anschließenden Shitstorm. Einem Shitstorm ähnelt auch das, was die amerikanischen Offiziellen anstellen, um den ehemaligen Präsidenten wieder freizukriegen. Drohungen auf diplomatischem Feld, Strafzölle, Behinderungen des wirtschaftlichen Verkehrs, da muss ein unbedeutendes Land wie die EU doch einknicken.


Man würde nicht denken, dass Vertreter des real existierenden internationalen Gerichtshofs in Den Haag es wagen, einen ehemaligen US-Präsidenten eines Kriegsverbrechens zu bezichtigen. Und so bietet dieser Roman einen ausgesprochen interessanten Ansatz. Es wirkt so als würde die Juristin Dana Marin wie ein David gegen Goliath kämpfen. Der amerikanische Apparat wirft ihr wirklich seine geballte Macht entgegen. Und die gebeutelte griechische Justiz würde diesen Fall, der ihr ganzes System belastet, am liebsten auf dem schnellsten Weg loswerden. Doch es kommt auch Hilfe für Dana von dem jungen Griechen Alex, den sie möglicherweise zufällig trifft.


Vielleicht hätte es Kleinigkeiten gegeben, die diesen Roman noch etwas abgerundet hätten. Zum Beispiel wüsste man vielleicht gerne, wie es mit Dana und Alex weitergeht. Doch insgesamt wirkt dieser Thriller inspirierend und bringt das Gedankenkarussell zum Kreisen. Was wäre wenn es tatsächlich eine solche Anklage gäbe und nicht nur gegen Täter, über die kaum berichtet wird, sondern mal gegen einen prominenten Akteur. Wie würde ein Staat reagieren? Die Schilderung im Roman könnte einen realistischen Eindruck vermitteln. Welche Macht hat ein Staat und wie weit sind seine Vertreter bereit zu gehen, um einen der ihren herauszupauken? Und am Schluss wartet der Autor mit einer Pointe auf, die wahrhaft überrascht. Einen Roman wie diesen liest man gerne und es ist gut vorstellbar, dass eine Verfilmung irgendwann im TV auftaucht.


4 Sterne


Der Fall des Präsidenten von Marc Elsberg

ISBN: 978-3-7645-1047-3





Montag, 1. März 2021

Das Waisenhaus

Die junge Bess Bright genießt einen Moment des Glücks. Neun Monate später hält sie ihre kleine Tochter Clara im Arm. Doch im Jahr 1764 ist es nicht leicht, eine ledige Mutter zu sein, die manchmal nicht weiß, ob sie am nächsten Tag genug zu essen hat. In ihrer Not gibt Bess ihr Kind im neugegründeten Waisenhaus Londons ab. Eisern beginnt sie zu sparen und sechs Jahre später will sie ihr Töchterchen wieder abholen. Entsetzt erfährt Bess, dass eine andere Frau ihr kleines Mädchen schon am Tag nach der Einlieferung aus dem Waisenhaus abgeholt hat. Wie soll sie ihr Kind nur wiederfinden?


Dieser historische Roman hat einen besonderen Ansatz mit einem echten historischen Hintergrund. Frauen in Not konnten ihre neugeborenen Babys in dem Waisenhaus abgeben, um die Kleinen einigermaßen gut versorgt zu wissen. Welches Kind aufgenommen wurde, entschied das Los. Im Vergleich zu Kindern, die keine besondere Versorgung erhielten, überlebten die im Waisenhaus untergebrachten Kleinen erheblich häufiger. Doch was, wenn eine Mutter ihr Kind wieder selbst in Obhut nehmen konnte? Die junge Bess erlebt hier den Schock ihres Lebens. Ihre Tochter ist verschwunden. Doch Bess lässt nicht locker und sie macht sich auf die Suche nach Clara.


Der Beginn dieses Romans liest sich sehr spannend. Die Szenen, in denen Bess ihr Kind abgibt und in denen sie feststellen muss, dass ihre Tochter verschwunden ist, gehen ans Herz. Bewundernswert ist ihre Energie, mit der sie sich auf die Suche macht. Im weiteren Verlauf finden jedoch Wechsel der Perspektive statt, die den Lesefluss irgendwie unterbrechen und gegenüber dem schönen Beginn fallen die folgenden Kapitel etwas ab. Wo man berührt sein sollte, fragt man sich, warum ist das so. Zum Ende hin jedoch fügt sich vieles und der Schluss stimmt ausgesprochen versöhnlich. Und so bleibt nach der Lektüre doch ein gutes Gefühl und das Wissen, etwas über ein kleines Stück Geschichte gelernt zu haben.


3,5 Sterne


Die Verlorenen von Stacey Halls

ISBN: 978-3-8661-2495-0