Sonntag, 11. Oktober 2015

Tachschön

Sie heißt Lilo Gondorf, ist Ende 50 und wäre Kommissarin in Bielefeld geblieben, wenn es sie nicht zu ihren Zwillingen gezogen hätte. Doch so ist Lilo nach dem frühen Unfalltod ihres Mannes mit ihrem jüngsten Kind, ihrer Tochter Verena nach Rügen gezogen und bewirtschaftet dort zwei Ferienhäuser. Bei der Polizei ist ihre inzwischen Ende 29jährige Tochter gelandet. Eine gute Wahl wie Lilo findet. Wenn sie ehrlich ist, vermisst sie ihre Arbeit schon etwas, auch wenn sie den Beruf nur kurz ausgeübt hat. Als nun während einer Wanderung eines Ehepaares der Ehemann verschwindet, nimmt Lilos feine Nase die Witterung auf. Leider ist die Frau des Verschwundenen seit ihrer Kindheit blind und kann keine eindeutige Zeugenaussage machen.

Zunächst einmal punktet dieser in einer vielleicht nicht jedem Leser bekannten Ecke Rügens angesiedelte Krimi mit den liebevollen und detailreichen Beschreibungen von Land und Leuten. Da kann man sich direkt den Küstenwind um  die Nase wehen lassen. Mit Lilo Gondorf ist eine sympathische Protagonistin gelungen, die gerade die richtige Mischung aus Zurückhaltung und Neugier ihr eigen nennen kann. In diesem vermutlich ersten Band erfährt man das Wesentliche über ihre Lebensumstände, die trotz des tragischen frühen Todes ihres Mannes durchaus angenehm sind. Einzig die Verstiegenheit bezüglich einer gewissen Bass-Stimme scheint nicht ganz zu ihrer resoluten Art zu passen. 


Interessante Themen aus der Wirtschaft der Nachwendezeit werden geschickt mit der Krimihandlung der Gegenwart verknüpft. Erstaunlich dabei allerdings, dass Lilo und ihr freundlicher Nachbar der Polizei so manches Mal enteilen. Nun, sicher kann es vorkommen, dass die genaue Ortskenntnis einen Vorteil bringt. Verblüffend ist es aber hin und wieder doch. Sanft mäandert dieser Krimi dahin und bietet seiner liebenswerten Lilo Gondorf einen schönen Rahmen, in dem sie von ihrem Leben erzählen kann. Erst kurz vor Schluss wird es plötzlich rasant und reißt den Leser aus seiner ruhigem Meditation über einen möglichen künftigen Ferienaufenthalt.

3,5 Sterne

Halbe Miete von Nadja Quint
ISBN: 978-3-442-74918-8




Samstag, 10. Oktober 2015

Dieser übersinnliche Kram

ist mir zu viel, sagt Chrissys beste Freundin Mia und ich befürchte mir geht es ebenso. Zum Glück bereitet dieser Roman dennoch eine unterhaltsame Lektüre.

Chrissy arbeitet hauptberuflich als Fitnesstrainerin und zusätzlich als Aushilfe in einem Bio-Supermarkt. Wenn es mit den Arbeitszeiten passt, trifft sie sich mit ihrer besten Freundin Mia. So richtig glücklich ist Chrissy allerdings nicht, ein Partner fürs Leben fehlt ihr. Und so kommt sie auf den Gedanken, ihren Engel um die Erfüllung ihres Herzenswunsches zu bitten. Gemeinsam mit Mia versucht sie ihrem Traum ein Gesicht zu geben, das sich in ihrem Wunschbuch formulieren lässt. Und schon kurz darauf scheint ein neuer Kunde im Studio genau ihren Wünschen zu entsprechen.

Auf der einen Seite liest man hier eine sehr schöne Beschreibung der Freundschaft zwischen Mia und Chrissy. Die Beiden gehen durch Dick und Dünn, sie versuchen sich zu helfen und sich mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. In ihrer Gegensätzlichkeit scheinen sie sich gut zu ergänzen und sie können sich in gewissen Situationen Halt und Zuversicht geben. Eine Freundschaft, die hoffentlich durch nichts zu trüben ist. 

Auf der anderen Seite gibt es die Suche Chrissys nach ihrem Traummann. Schon bei Betreten des Fitness-Studios war der vermeintliche Traummann für mich etwas too much und Chrissys Verbohrtheit beim Festhalten ihres Traums schien zwar ein Fall von „Liebe macht blind“ und damit verständlich, aber doch etwas schwer zu ertragen. 


Gut gefallen hat mir dagegen Chrissys langsame Wandlung zu Christiane. Sich selbst zu finden oder zu sich selbst zu stehen, da macht Christiane eine schöne Entwicklung durch, die sie sehr sympathisch wirken lässt. Letztlich gefielen mir auch etliche der Gedanken des Engels und auch der Kommunikationen mit dem Engel. Nur war es für mich schwierig zu verstehen, wozu es hier überhaupt eines Engels als Mittler bedarf. Hätte nicht auch ein weiser menschlicher Ratgeber seinen Platz finden können. Natürlich ist es meine eigene Sache, dass ich es mit Mystischem nicht so habe, so hätte mich die Beschreibung des Buches vielleicht warnen sollen. Schließlich bin ich aber doch froh, die Warnung übersehen zu haben, denn sonst hätte ich auch die Teile der Lektüre verpasst, die mir gut gefallen haben.

3 Sterne

Wunschträume von Kari Lessír
ISBN: 978-3-7347-5147-9


Mittwoch, 7. Oktober 2015

Blumenmädchen

London im Jahr 1876. Die beiden Schwestern Florrie und Rosie haben nur noch sich. Ihre Eltern sind tot und ihr bescheidenes Dasein verdienen sie, obwohl sie noch Kinder sind, mit dem Verkauf von Blumen, die sie zu kleinen Sträußchen binden. Eines schlimmen Tages verliert Florrie ihre kleine Schwester aus den Augen. Verzweifelt sucht sie nach ihr, doch Rosie bleibt verschwunden. Über 30 Jahre später nimmt die junge Tilly Harper eine Stelle im Ausbildungsheim für Brunnenkresse- und Blumenmädchen an. Sie soll Assistentin einer der Hausmütter werden, die den Wohneinheiten, in denen die jungen Mädchen und Frauen untergebracht sind. Schon kurz nach ihrer Ankunft findet sie die rührenden Tagebuchaufzeichnungen von Flora Flynn.

Romane, die ein interessantes Thema behandeln, auf die man allerdings nicht so leicht stößt. Leider nicht auf Deutsch erschienen, wie es scheint, kann man sich glücklich wähnen, wenn man dieses Kleinod im englischen Original zu lesen bekommt. Ein wenig mag man an Eliza Doolittle denken, die junge Dame aus dem wohlbekannten Musical „My Fair Lady“, deren Rolle die Autorin während ihrer Schulzeit übernehmen durfte. Doch nicht damit zu vergleichen sind die detailreichen Schilderungen, des Elends der Kinder, ihrer Not, die schwere Arbeit, mit der sie ihr Leben fristeten. Draußen bei Wind und Wetter, ob Hitze oder Kälte, immer müssen sie versuchen ihre Blümchen an den Mann oder die Frau zu bringen, um sich und manchmal auch ihren Familien das nackte Überleben zu ermöglichen. Welch eine wunderbare Fügung ist da die Idee des Albert Shaw, den Mädchen, die häufig unter einer Behinderung leiden, die sie sich durch Krankheit oder Unfälle erworben haben, die Möglichkeit zu bieten, künstliche Blumen herzustellen. Für ihre Arbeit bekommen sie Lohn und die freie Unterbringung in den Häusern, die zu dem Heim gehören. Und so kann man zum einen Florrie begleiten, die die Gründung dieser Häuser miterlebt und so einem harten Schicksal entgehen kann. Über den Verlust ihrer Schwester kommt sie nie hinweg, doch ihre Tätigkeit für Shaw verschafft ihr ein erfülltes Leben. 

Sehr berührt von Florries Worten ist die junge Tilly. Sie hat ihr Elternhaus verlassen, um in London ihren Weg zu gehen. Unsicher, ob sie es schaffen wird, verschüchert zwar, gelingt es ihr jedoch schnell, die Sympathie der Mädchen zu gewinnen. Tillys Jugend war nicht so solcher Not geprägt, wie die Florries, doch auch sie musste als Kind schon Schicksalsschläge hinnehmen, die sie nicht verwunden hat. Sie spürt ein Band zwischen sich und Florrie und in ihr wächst der Gedanke, es müsse möglich sein, die verlorene Rosie zu finden.


Eindringlich und beeindruckend sind die Schilderungen des Lebens, dass die Blumenmädchen von London zu ertragen hatten. Man glaubt, die Kinder rufen zu hören. „Blumen, kauft schöne Blumen, ein kleines Sträußchen nur, zwei Pennys das Stück!“ Man glaubt, in die großen Augen der Kinder zu blicken, die kaum genug zu Essen haben, kaum ein Dach über dem Kopf. Man fühlt die Hoffnung auf ein besseres Leben, die aufkeimt, als die Möglichkeit besteht, die künstlichen Blumen herzustellen, gegen einen Lohn und Unterbringung. Und Jahre später folgt man der jungen Tilly bei ihrem Aufbruch in ein neues Leben. Ist es ein Ende oder ein neuer Anfang, der sie nach London trägt. Flieht sie vor irgendetwas oder fährt sie zuversichtlich in ihr neues Leben. Obwohl sie in ihrer Persönlichkeit eher zurückhalten ist, besitzt sie doch ein Gespür für ihre neuen Schützlinge und nimmt den Leser sofort für sich ein. Und so handelt es sich bei diesem Roman um eine wundervoll gefühlvolle Enträtselung des geheimen Bandes, das die beiden Zeitebenen, in denen die Handlung angesiedelt ist, auf so formvollendet zarte Weise verbindet.

4 Sterne

A Memory of Violets von Hazel Gaynor
ISBN: 978-0-06-231689-9


Dienstag, 6. Oktober 2015

Am See

An einem idyllischen Ort wird Captain Pretorius erschossen aufgefunden. Wer kann etwas davon gehabt haben, den angesehenen Polizisten zu ermorden. Detective Emmanuel Cooper wird aus Johannesburg aufs Land geschickt, um den Fall aufzuklären. Im Südafrika der 1950er Jahre herrscht Apartheid, es gibt Gesetze, die den intensiven Kontakt zwischen Schwarz und Weiß unter Strafe stellen und regeln wer Schwarz und wer Weiß ist. Unter diesem System ist es alles andere als einfach, diesen Fall zu durchdringen. Die Befragungen laufen eher schleppend. Cooper hat es schwer an echte Informationen zu kommen. Der stolze Bure Pretorius kann doch keinem einen Grund gegeben haben, ihn umzubringen. 

Welch ein unheimliches System hat damals in Südafrika geherrscht. Rassentrennung, so schlecht wie überall sonst auch, wird streng durchgedrückt und führt zu Fälschungen, zu Unterdrückung, zu Schweigen. Detective Cooper hat da einen schlechten Stand, seine gemäßigten Vorstellungen muss er verheimlichen. Als ihm schließlich noch die Geheimpolizei vor die Nase gesetzt wird, gestalten sich seine Ermittlungen immer schwieriger. Sogar seinen eigenen Kollegen gegenüber muss er sehr vorsichtig sein, um nicht Gefahr zu laufen, denunziert zu werden. 


Eine sehr beklemmende und düstere Stimmung beherrscht diesen Roman. Da scheint es kein Licht im Tunnel zu geben. Die immer wieder behinderten Ermittlungen, die depressive Grundstimmung sowohl im Land als auch des Ermittlers, machen sehr eindringlich deutlich, dass die verqueren Vorstellungen der Machthaber nicht dazu führen, dass ein Land prosperieren kann. In diesem ruhigen Krimi, der doch in manchen Passagen sehr roh daherkommt, macht die Autorin eindringlich klar, dass man heute froh sein kann, solchen Repressalien in der Regel nicht mehr ausgesetzt zu sein. Mit sonorer Stimme vorgetragen von Bernd Hölscher werden die klaren Worte der Autorin noch verstärkt. 

3,5 Sterne

Ein schöner Ort zu Sterben von Malla Nunn
ISBN: 978-3-8368-0435-1

Sonntag, 4. Oktober 2015

Kochduell

Ungefähr zur Zeit des ersten Weltkriegs fährt der Schiffskoch Carl Juniper auf einem Frachtschiff. Irgendwo zwischen South Georgia und den Falklandinseln im Südatlantik erwischt ein schlimmer Sturm das herunter gekommene Schiff. Allein Carl überlebt den Untergang, nur um wiederum dem Untergang geweiht zu sein. Dem Tode nah verliert er das Bewusstsein und erwacht plötzlich an einem fremden Strand. Dort wird er von einem Arbeiter namens Bren aufgelesen. Beinahe unglaublich ist Carl in einer Art London angekommen, zwar eine Stadt, doch völlig anders als die Bekannte. Arbeiten ist alles, was zählt, das Leben ist straff durchorganisiert und anstelle von Mahlzeiten gibt es Einheiten, die wohl nahrhaft und doch ausgesprochen fad sind. Fast wie ein Wunder erscheint es Carl als er auf heimliche Köche stößt.

Wie gelangt Carl in diese so andere und doch ähnliche Welt? Ist sie wirklich? Ein Glückskind scheint Carl zu sein, denn sogar in dieser fremden totalitären Stadt trifft Carl auf freundliche Geister und kleine Rebellen, die ihm helfen und ihn vor Entdeckung schützen. Sein Dasein als Arbeitsameise stellt ihn nicht zufrieden. Obwohl er seinen Freunden sehr dankbar ist, nutzt er die Gelegenheit in den Untergrund zu gehen als er entdeckt, dass es selbigen gibt. 


Eine wunderbare kleine Phantasie reizt das Gehirn des Lesers, sich auf sie einzulassen. Soll man über Ecken und Kanten, kleine Unstimmigkeiten nachdenken oder das Ganze wie eine gelungene Dystopie einfach auf sich wirken lassen. Zwar bleiben einige Beschreibungen etwas verschwommen, was ein wenig verunsichert. Zwar bleiben ein paar Fragen ungeklärt, was in der heutigen Zeit, in der aus fast allem eine Reihe gemacht wird,worauf es hier allerdings keinen direkten Hinweis gibt, nicht wirklich überrascht. Zwar geraten einige Bilder etwas zu gemalt. Doch insgesamt wurde eine Hommage ans Kochen unterhaltsam verpackt und mit einer Rahmenhandlung verwoben, die zwar das richtige Maß an Gedanken anregt, zu der es doch ein paar weitere Sätze hätte geben können. So manches mal sieht man sich in eine Küche versetzt und vermeint, den Köchen bei ihrer kreativen Tätigkeit über die Schulter schauen zu können. Da läuft einem das Wasser im Mund zusammen, man glaubt zu schmecken und zu riechen, die Hitze des Ofens zu spüren. Gerade das ist es, was die kleinen Ungereimtheiten zeitweise vergessen lässt.

3,5 Sterne

Die Stadt der verschwundenen Köche von Gregor Weber
ISBN: 978-3-8135-0605-1





Samstag, 3. Oktober 2015

Ein Vampir zum Verlieben

Der Bruder der Schwestern Angelica und Maia ist verschwunden. Vorher hat er seine Lieben in die Obhut des Grafen Dimitri von Corvindale gegeben. Doch die jungen Damen wollen in die Gesellschaft eingeführt werden. Maia will sich verloben, doch Angelica ist noch frei. Und Angelica hat eine Gabe. Wenn sie die Handschuhe (oder einen anderen persönlichen Gegenstand) berührt, sieht sie, wann jemand stirbt. Eine Gabe, mit der sie nicht unbedingt hinter dem Berg hält, kein Wunder, dass sich auch andere für die Gabe interessieren. Einer ist Voss Dewhurst, ein knapp 150 Jahre alter Vampir, der manchmal etwas gelangweilt sein Vergnügen sucht.

Vampire auf der Jagd nach der Gabe, verschwundene Brüder und Schwestern, Vampire, die von allen guten Geistern verlassen scheinen und die, die sich einen Rest von Menschlichkeit bewahrt haben. Dieser erste Band einer Trilogie hat eigentlich alles, was einen Vampir-Roman angesiedelt im London Anfang des 19. Jahrhunderts spannend machen kann. Der innere Kampf der eher guten Vampire gegen den Pakt, die sie mit Lucifer schließen mussten. Der Kampf gegen die Vampire, die sich dem Bösen mit ganzer Seele hingegeben haben. Angelica als holde Unschuld, die sich,trotz ihrer jungen Jahre und ihrer Unschuld zu behaupten weiß. Eine Mischung, die zwar gelungen ist, die aber dennoch nicht vom Hocker reißt. Zu wenig gehaltvoll ist letztlich die Story. Zu abrupt sind manche Wendungen, so dass die Frage bleibt, wie es denn nun dazu gekommen ist. Sogar eine Nebengeschichte wirkt irgendwie prickelnder als die aufkeimende Liebe zwischen Angelica und Voss. Zwar ist die Lektüre durchaus fesselnd und kurzweilig, doch da sie nicht wirklich berührt, wird sie möglicherweise relativ schnell vergessen sein. Natürlich muss hier jeder Leser seine eigene Meinung finden, doch könnten die Bücher der Autorin um Evaline Stoker und Mina Holmes als gelungener empfunden werden.

3 Sterne

The Vampire Voss von Colleen Gleason
ISBN: 978-1-9314-1983-8


Freitag, 2. Oktober 2015

Weihnachten mit 0070

In der ruhigen Vorweihnachtszeit soll ein Theaterstück etwas Auflockerung bringen. Sheila Humphrey, 67, versucht ihren Freund James Gerald, 70, zu überreden, auch eine Rolle bei der Aufführung zu übernehmen. Der ehemalige Geheimagent ihrer Majestät ziert sich noch. Als Sheilas beste Freundin Rosalind auf dem Friedhof tot aufgefunden wird, ändert James seine Meinung jedoch. Er setzt alles dafür ein, damit Sheila nicht in ihrer Trauer versinkt. Und wenn er dafür die Bretter, die die Welt bedeuten, betreten muss. Eine Ablenkung ist auch Sheilas alter Jugendfreund Bruce Rigsby. Für Sheila eine Ablenkung, für James ein Dorn im Auge.

Auch wenn man die vorherigen drei Bände dieser Reihe nicht kennt, findet man sich sofort in James´und Sheilas Welt zurecht. Vielleicht sieht der ehemalige Agent, 0070 genannt, hinter jedem Baum eine Gefahr oder hält selbst harmlose Menschen für Verdächtige. Doch so ganz aus der Übung sind seine Sinne nicht und seine Sheila ist sein ein und alles. Ihre Sicherheit ist das Wichtigste überhaupt. Da werden alte Verbindungen genutzt und auch der mit Reizgas ausgestattete Rollator kommt zu so manchem Einsatz. 


Die kleine beschauliche Welt von Sheila und James, ein eigentlich ruhiges und betuliches Rentnerdasein, so könnte das Leben der beiden sein. Doch beide können und wollen ihre Vergangenheit nicht leugnen. Mit Witz und Charme (vielleicht auch mit Schirm und Melone) lösen sie die Rätsel, die sie umgeben. Sehr zum Vergnügen des Lesers, der ihnen folgen kann, wie sie sich gegenseitig lenken und sich eine Richtung geben. Die gesellige Sheila, die gerne ihre Lieben um sich schart, und James, etwas eigenbrötlerisch, aber doch mit großem Herzen, sind ein tolles Paar. Zwar verläuft die Krimihandlung fast etwas nebenbei, doch die liebenswerten Schilderungen der schrulligen, aber sehr sympathischen Protagonisten machen diesen Roman zu einem ausgesprochen schönen Ausflug ins Abenteuerland der beiden wohl pfiffigsten Penisionärs-Agenten Londons.

4 Sterne

Truthahn, Mord und Christmas Pudding von Marlies Ferber
ISBN: 978-3-423-21607-4