Dienstag, 30. Juni 2015

Und noch einmal, einmal

Nach langer Zeit mit ihrem Privat Detektiv Partner Mattheus reist Cindy Blaine zurück in die USA. Wo sie steht, weiß sie nicht. Doch mit großer Freude erwartet sie die Ankunft in der Heimat, das Wiedersehen mit der Familie, besonders mit ihrer Schwester Anne. Ein wenig enttäuscht ist Cindy schon, denn Anne hat nur wenig Zeit. Gleich am folgenden Tag will sie mit ihrem Gatten zu einer Urlaubsreise aufbrechen. Völlig schockiert muss Cindy nur kurz darauf die Nachricht entgegen nehmen, dass Anne in ihrem Hotelzimmer ermordet aufgefunden wurde.

Der zehnte Fall, den Mattheus und Cindy gemeinsam lösen. Ihre persönliche Beziehung steht auf dem Prüfstand. Um ihre gemeinsame Entwicklung verfolgen zu können, würde es sicher Sinn machen, auch die anderen Fälle zu kennen. Die Begebenheiten des Mordfalles lassen sich ohne weitere Kenntnisse nachvollziehen. Neben diesem durchaus gut zu verfolgenden Krimi, lernt man Cindy und ihre Familie kennen. Was für eine eigenartige Familie, die Onkel bleiben blass, die Mutter wirkt wie eine fürchterliche Nervensäge, die es wagt, die eine Tochter auf sehr unmütterliche Art vorzuziehen, die Detektivin, die sehr heftig auf eigentlich recht normale Dinge zu reagieren scheint, Geschrei, Gekreisch, Geheul. Zusätzlich wählt die Autorin als Stilmittel die ausufernde Wiederholung einzelner Wörter oder Satzteile und das so häufig, dass es beinahe schwierig wird, sich in Erwartung der nächsten Wiederholung überhaupt noch auf die Handlung zu konzentrieren. 


Sollte man wirklich zehn weitere Bände (ja Teil 11 ist auch erschienen) hiervon lesen? Nun sicher hat die Autorin ihre Fans. Vielleicht sind diese eher unter Muttersprachlern zu suchen, die einiges besser einzuschätzen wissen, was die Autorin ausdrücken will. Nichtmuttersprachler laufen Gefahr genervt zu werden.

2 Sterne

Death by Betrayal von Jaden Skye
ASIN: B00K61S5VO



Sonntag, 28. Juni 2015

800 Seite Fantasy Spaß


Für Band eins dieser Fantasy-Saga eine Zusammenfassung zu schreiben, ist nicht möglich. Es gibt keine richtige Handlung. Mein Eindruck ist, die Protagonisten, ihr Umfeld und ihr Hintergrund sollen vorgestellt werden, um sie in den nächsten Bänden auf ihre gefährliche Reise zu schicken. 
Das hat für mich den Lesespaß nicht im Geringsten beeinträchtigt. Die Beschreibung von Glokta, dem Inquisitor, der früher mal ein wackerer Recke war und der in Gefangenschaft zum verdrehten Krüppel wurde, ist höchst amüsant. Wenn ich mir vorstelle, wie er den Gefangenen die Fingernägel und damit auch die Finger scheibchenweise kürzt, denke ich an rollende Möhrenscheiben - nicht dass ich das als Film sehen wollte, aber die Beschreibung war einfach witzig. 
Oder Jezal, der Hauptmann mit einer ungewissen Zukunft. Mit der unrechtmäßigen Unterstützung des ersten Magier gewinnt er einen Fechtkampf, wonach er ins Gefolge des Magiers muss. Sein Jähzorn, seine widerstreitenden Gefühle gegenüber Ardee, der Schwester seines Ausbilders. Und Ardee ist so ganz anders als alle anderen Frauen, sie flucht und trinkt. Aber in ihrem Elternhaus hat sie genug zu erleiden gehabt, so dass ich ihre Handlungen doch verstehen konnte. 
Und natürlich Bayaz, der erste Magier, der einfach wie ein etwas rüpelhafter älterer Mann wirkt, und dem niemand glaubt, dass er der erste Magier ist. Er muss erst sehr eindringlich beweisen, dass er mit Magie zu tun hat. Unter anderem fetzt er dem Oberinquisitor den Stuhl unter dem Hintern weg. Köstlich. 
Ich fand das Buch echt klasse, mal ein Fantasy-Roman, den ich innerhalb sehr kurzer Zeit durchhatte und der bei 800 Seiten kaum Längen aufwies. 

Ein intelligentes und witziges Buch, von dem ich hoffe, dass die Folgebände den Erwartungen, die der erste Teil geweckt hat, gerecht werden. 

4,5 Sterne

Kriegsklingen von Joe Abercrombie





Freitag, 26. Juni 2015

Changes

In einem behüteten Elternhaus wächst die 17jährige Lady Claire Trevelyan auf. Im Lyzeum nimmt sie lieber am naturwissenschaftlichen Unterricht teil als sich mit den damenhaften Künsten zu beschäftigen. Dabei kann dann schon mal ein Experiment schiefgehen. Doch ehe sie sich lange mit reuevollen Gedanken aufhält, braust sie lieber mit dem elterlichen dampfgetriebenen Landauer durch die Gegend. Nur ungerne beugt sie sich den Konventionen in Vorbereitung auf ihre Saison im Jahr 1889. Zu einer kleine Soiree bringt sie ihre Mutter dazu, auch Peony Churchill einladen zu dürfen, die mit ihrer Mutter aus Amerika kam. Doch nur zu bald gerät diese Idylle ins Wanken als sich herausstellt, dass eine Investition des Vaters verloren ist.

Als Beginn einer Reihe führt die Autorin ihre Leser in die Welt der Lady Claire ein. Ein junges Mädchen an der Schwelle des Erwachsen seins, das urplötzlich aus seiner heilen Umgebung herausgerissen wird und mit den Folgen dieser Veränderung umgehen lernen muss. Und mit ihrer ureigenen Intensität und ihrem nie verlöschenden Lebensmut nimmt Lady Claire ihre neue Situation an. Alles scheint zunächst verloren, doch unerwartet lassen sich Freunde in Umgebungen finden, wo nie mit ihnen zu rechnen war. 


Als Teaser ein durchaus schönes Stück Lesefreude, doch in dieser relativ kurzen Geschichte können Charaktere nicht so tiefgründig gestaltet werden, Erlebnisse nicht so eingehend geschildert werden wie man es sich vielleicht wünschen würde. Lady Claire ist möglicherweise schon altersbedingt noch unfertig und wirkt damit nicht immer ganz glaubhaft. Manchmal etwas sehr sprunghaft  und mit falschem Stolz schlägt sie Gelegenheiten aus, durch die ihr Leben erleichtert würden. Und so bleibt man bei einem interessanten und in etlichen Figuren auch sympathischen Ansatz doch unsicher, ob man die Reihe weiter verfolgen soll.

3 Sterne

Lady of Devices von Shelley Adina
ISN: 978-1-4635-4999-2


Dienstag, 23. Juni 2015

Maskerade

Im England des 19. Jahrhunderts leben die 17jährige Kitty und ihre 20jährige beste Freundin Mary Anne in einem Internat für junge Damen. Mary Annes Vormund lebt dabei gut von ihrem Geld und möchte sie am liebsten ewig dort festhalten und auch Kittys Tante hat andere Vorstellungen von einem ehrbaren Mädchen als die quirlige junge Halbspanien es darstellen kann. Kein Wunder also, dass die beiden jungen Frauen einiges daran setzen, ihre Situation zu verändern. Da werden zunächst eher harmlose Pläne geschmiedet, denn Mary Anne braucht ein Kleid für einen Ball, der heimlich besucht werden soll. Dass ihr auf dem Weg in den Ort ein neuer Stallbursche für Kittys Pferd vor die Füße fällt, ist schon eine besonders glückliche Fügung.

Und so reiht sich besonders zu Beginn dieses herzerfrischenden Ausflugs in die Vergangenheit eine humorige Episode an die nächste. Wahrhaft beflügelt von den Ereignissen wachsen die Mädchen über sich hinaus. In einer Epoche, in der sie als Frauen eigentlich nicht viel zu sagen haben, aber doch beginnen sich über genau diesen Umstand Gedanken zu machen, beginnen Kitty und Mary Anne ihre Fahrt ins Ungewisse und vielleicht sogar ins Glück. Schlagfertig und gedankenschnell schaffen sie es der Enge des Internats zu entfliehen und sich in heikle Situationen zu bringen. Doch glücklicherweise kann ihnen der erworbene Bursche hilfreich zur Seite stehen.

Ein kleines Feuerwerk an Ideen lässt die Autorin auf ihre Leserinnen einprasseln. Ihre blitzgescheiten Heldinnen lavieren sich in Situationen, nur um sich mit Witz und Einfallsreichtum wieder heraus zu lavieren. Da hüpft das Leserinnenherz, wobei der Vergleich mit ein heiteren und leicht frivolen Geschichten der Georgette Heyer durchaus berechtigt ist. Kein Wunder also, dass die Freundinnen nach einer turbulenten Reise durch England ihr Glück mit beiden Händen greifen können. Eine romantische Herzensverwicklung, die einem ein sonniges Lächeln beschert.

4,5 Sterne

Schneegestöber von Sophia Farago
ISBN: 978-3-955-30106-4

Montag, 22. Juni 2015

Der Camel-Club

Die Mitglieder des geheimnisumwitterten Camel-Club beobachten den Lauf der Welt. Über ihre Vergangenheit ist nicht viel bekannt und soll auch nicht viel bekannt sein. Sie sind sehr zurückgezogen und wollen eigentlich nicht in irgendwelche Ereignisse eingreifen. Doch ausgerechnet in der Nähe ihres Treffpunktes sind sie gezwungen einen Mord zu beobachten. Was kann dahinterstecken? Was können sie tun? Da es sich bei dem Aufenthaltsort um ein eher verbotenes Gelände handelt, ist eines sicher, sie können ihre Beobachtungen nicht direkt der Polizei melden. Im Verborgenen beginnen sie damit, Nachforschungen anzustellen. Währenddessen läuft auch die offizielle Maschinerie an.

Nach und nach wird hier ein Komplott offenbart, das seines gleichen sucht. Bis in höchste Kreise führen die Spuren. Ein unheimlich perfider Plan wird langsam zu Tage gefördert. Undurchsichtig zunächst, mit ruhigen Worten berichtet der Erzähler (K.Dieter Klebsch) vom Fortgang der Entwicklungen, um später in einen immer eindringlichen Tonfall fortzufahren, schließlich um die Stimme zu deutlichen Worten zu erheben. Und so wie der Vorleser seinen Tonfall ändert, so steigern sich Spannung und Anspannung. Kaum vorstellen kann man sich, was für Verbrecher hier am Werke sind, die vor Opfern nicht zurück schrecken und bereit sind harte Gegenmaßnahmen in Kauf zu nehmen. 


Wenn auch eine gewisse Konsequenz und Gradlinigkeit zu vermissen ist, so ist dieser erste Roman um den Camel-Club sehr hörenswert. Er lässt einen ob der präzisen Planung der Täter staunen, mit den Angehörigen der Opfer leiden und schließlich einige Folgen mit Erleichterung wahrnehmen. Getragen von der sehr gut passenden Stimme des Vorlesers ist packende Unterhaltung programmiert.

4 Sterne

Die Wächter von David Baldacci
ISBN: 978-3-7857-3357-8




Sonntag, 21. Juni 2015

Juliet Montague

Wie anders wäre ihr Leben verlaufen, wenn ihre Eltern sie Ethel genannt hätten, ein schön ordentlicher Name für das Kind jüdischer Eltern, die es rechtzeitig vor Generationen nach England verschlagen hat und die nicht zu den hippen Verwandten gehören. Doch in einem Anflug von Romantik hat die Mutter sie Juliet genannt. Und als 17jährige abenteuerlustige Romantikerin setzt Juliet alles daran, ihren Sehtest bei dem neuen Assistenten des Optikers George Montague durchführen zu lassen. Dieser verlässt sie allerdings nach ein paar Jahren, sie bleibt zurück mit zwei Kindern und ihrem tollen Namen, verheiratet und doch nicht verheiratet, beinahe das Schlimmste, was ihr in der jüdischen Gemeinschaft passieren kann, ist ihr Leben doch zum Stillstand verdammt. Mit dreißig jedoch entscheidet Juliet, so will sie nicht weitermachen und mit einem befreundeten Maler eröffnet sie eine Galerie.

Auch wenn die Geschichte erfunden ist, ist sie doch vom Leben der Großmutter der Autorin inspiriert. Auch diese wurde kurz nach dem Krieg von ihrem Mann verlassen und hat sich und ihren Kindern mit großer Zielstrebigkeit ein gutes Leben aufgebaut, alles daran gesetzt, den Kindern ein Besseres zu ermöglichen. Die Kraft und Energie, die die echte Großmutter dabei aufgebracht hat, spiegelt sich auch in der Gestalt Juliets wieder. Soweit es geht widersetzt sie sich der Enge der Gemeinschaft, in der sie nahezu wie eine Aussätzige behandelt wird, weil ihr Mann verschwunden ist. Sie soll ihn freundlich willkommen heißen, wenn er zurückkommt. Nur der Mann kann sich scheiden lassen. Welch eine Vorstellung in der heutigen Zeit. Doch Juliet beginnt in dem Moment ihr eigenes Leben zu führen als sie anstelle des Kühlschranks ein Portrait erwirbt. Die Liebe zur Malerei, die sie schon als Kind beflügelte, bricht sich nun die Bahn. 


Der Bruch mit den gesellschaftlichen Konventionen, eine Emanzipation zu einer Zeit und in einer Schicht, die es dieser wunderbaren Frau alles andere als leicht gemacht haben. Auch wenn Juliet nicht völlig ausbricht, erreicht sie doch so Manches, sie findet einen Beruf, den sie liebt, eine große Liebe und schließlich führt sie ein selbstbestimmteres Leben als es den Frauen normalerweise möglich war. Sie lässt sich nicht unterkriegen, sie gibt nicht auf - ein sympathisches Vorbild, dem man gerne nacheifern möchte.

4 Sterne

Die Galerie der verschwundenen Ehemänner von Natasha Solomons
ISBN: 978-3-463-40650-3


Samstag, 20. Juni 2015

Alte Kampfgenossen

Nach dem Urlaub muss Inspecteur Gilles Sebag seiner Tochter beistehen, während sie einen ersten schweren Gang antritt. Ein Schulkamerad des jungen Mädchens ist bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen und wird nun zu Grabe getragen. Auf Wunsch seiner Tochter will sich Sebag den Unfallhergang noch einmal genauer anschauen. Kaum wieder im Kommissariat steht jedoch eine Mordermittlung an, die wichtiger ist. Ein alter Mann ist erschossen worden und es scheint Verbindungen zur Gemeinschaft der Algerien-Franzosen zu geben. Doch wer kann da mehr als 50 Jahre nach der Unabhängigkeit Algeriens noch ein Interesse daran haben, einen Mord zu begehen.

Mit der recht plastischen Schilderung des Mordes an einem alten Mann startet dieser Kriminalroman, der dann mit sich eher langsam entwickelnden Ermittlungen weiter voranschreitet. Inspecteuer Sebag, der sich bisher kaum mit diesem Teil der französischen Vergangenheit beschäftigt hat, erteilt sich selbst und dem Leser eine kleine Geschichtsstunde und müht sich die Zusammenhänge zu verstehen. Welche Auswirkungen hat die Vergangenheit auf die Gegenwart, konnten die Menschen nicht loslassen. Doch ein Mitglied erklärt es recht gut, der Schmerz und die Sehnsucht hält die Gemeinschaft zusammen und er darf deshalb nicht vergehen. Doch welcher Schmerz treibt den Mörder an. Gilles Sebags Spürsinn beginnt zu arbeiten, wobei er auch den Wunsch seiner Tochter nicht außer Acht lässt. Doch oft genug wird er abgelenkt von seinen Eifersuchtsanfällen. Noch immer rätselt er, ob seine Frau eine Affäre gehabt haben könnte. Noch immer wagt er es nicht, direkt zu fragen, aus Angst der Verdacht könnte sich bestätigen.


Ein gewiefter Ermittler dieser Gilles Sebag, der seine Kollegen so manches Mal verblüfft und zur Verzweiflung bringt, da er mit seiner Intuition häufig schneller ist und Antworten parad hat, die die anderen in mühsamer Kleinarbeit gefunden haben. Ein sehr interessanter Krimi mit einem geschichtlichen Hintergrund, die dem Leser eine Thematik näher bringt, die hier vermutlich ebenso in Vergessenheit gerät wie in Frankreich oder sogar mehr noch, da keine direkte Betroffenheit besteht. Ein eher ruhiger Handlungslauf, der dennoch fesselt, lesenswert.

4 Sterne

Wetterleuchten im Roussillon von Philippe Georget
ISBN: 978-3-548-28615-0