Freitag, 30. Juni 2017

Master and Servant

Gwen Hamilton kommt aus einem reichen Elternhaus und sie möchte als Schauspielerin anerkannt werden, weil sie gut ist und nicht wegen ihres Namens. Um sich selbst zu beweisen, dass sie jede Rolle spielen kann, mogelt sie sich in den Backstagebereich eines Rockkonzerts. Nach dem Konzert wird sie in die Garderobe des Musikers Mal gebracht, der nach schlechten Erfahrungen jedes Mädchen nur noch einmal trifft. Für beide ist es beinahe wie die Nacht ihres Lebens, aber unter den gegebenen Umständen kann es kein Wiedersehen geben, eigentlich. Im wirklichen Leben jedoch soll Mal sein Image verändern und dazu gehört eine Freundin. Gwens Schwester, die mit einem anderen Bandmitglied zusammen ist, denkt natürlich sofort an Gwen.

Und so treffen sich Mal und Gwen doch wieder und erfinden immer neue Ausreden, um sich nicht an ihre selbst gesetzten Regeln halten zu müssen. Sie erfinden Rollenspiele und Verkleidungen. Es gibt heimliche Treffen und offizielle. Und sie können nicht anders als sich näher zu kommen und ihre Wünsche und Geheimnisse auszuloten. Bestens scheinen sie sich zu ergänzen, würde Mal nicht wieder und wieder befürchten, er könne es zu weit treiben und Gwen Schaden zufügen. Schließlich kommt es tatsächlich zu einem Unfall und Mal beendet die Beziehung.

Nicht zum erstem Mal hat sich die Leserin gedacht, sie möchte mal einen Roman aus einem Genre lesen, mit dem sie sich noch nicht so häufig beschäftigt hat. In der Meinung, sie sei von Büchern, die inzwischen verfilmt sind, einiges gewohnt und habe dieses als durchaus unterhaltsame Lektüre empfunden, wagte sie sich nun an einen weiteren Versuch. Feststellen musste sie allerdings, dass sie hier den Protagonisten auf ihrem Weg nicht folgen konnte. Zwar bietet die Autorin eine lesenswerte und berührende Rahmenhandlung, die Schilderungen der SM-Praktiken sind jedoch für Gemüter, die sich mit diesem Genre nicht so häufig befassen, doch etwas zu explizit. Die Leserin erfuhr Menschliches, von dem sie gar nichts wissen wollte. Zwar nicht abgestoßen, aber doch etwas belastet, fragt sie sich, ob sie als Ausflug in ein anderes Genre vielleicht einfach ein Buch für Fortgeschrittene erwischt hat, wo eines für Anfänger einfach angebrachter gewesen wäre.


2,5 Sterne (🐳🐳+)

The Rough - Fesselnde Harmonie von Cecilia Tan
ISBN: 978-3-7325-3891-1


Mittwoch, 28. Juni 2017

Luxemburg

Dexter Moore erhält die Gelegenheit, eine Stelle als It-Consultant in Luxemburg anzunehmen. Kein Zweifel, eine Gelegenheit, auf die er gewartet hat. Gemeinsam mit seiner Frau Kate und den beiden Kindern wird der Umzug durchgeführt. Wegen Dexters neuen Jobs hat Kate ihre Stelle bei der Regierung in Washington aufgegeben. Arbeitslos zu sein, belastet Kate nicht, schließlich gilt es die neue Wohnung einzurichten und sich in ihrem neuen Leben zurecht zu finden. Lange dauert es allerdings nicht bis Kate eine gewisse Langeweile empfindet. Das neue Paar aus der Gegend von Chicago könnte da eine gewisse Abwechslung bringen. Doch irgendwie wird Kates Misstrauen geweckt.

So wie Kate das Hausfrauendasein in Europa zunächst genießt, die morgendlichen Treffen zum Frühstück, die Wochenenden in europäischen Städten, die Ausflüge mit Mann und Kindern, so sehr langweilt sie sich bald. Und sie beginnt sich Gedanken über ein Paar zu machen, dass ebenfalls noch neu in der Community ist. Eher, weil sie nichts besseres zu tun hat oder könnte es tatsächlich sein, dass die Neuen es auf eine gewisse Art auf Dexter und Kate abgesehen haben. Zu freundlich scheinen sie, zu sehr um Kontakt bemüht, zu häufig tauchen sie zufällig an den selben Orten auf. Kate beginnt nachzuforschen und entdeckt einige Ungereimtheiten.

Die coole Welt der Auslandsamerikaner, sie bleiben unter sich, sie sind cool, pflegen oberflächliche Kontakte und sind heimlich gelangweilt. Eine Welt, in der eigentlich nichts passiert, unter deren Oberfläche sich allerdings einiges verbirgt, das doch überraschend ist. Bei der Lektüre fühlt man allerdings eher die unterkühlte Langeweile als Spannung und Neugier ob der Entdeckungen, die Kate nach und nach macht. Zwar fühlt man sich belustigt an Filme erinnert, in denen Ehegatten auch so einiges voreinander zu verbergen haben und die Wendungen der Handlung bringen einiges Unverhofftes, doch so richtig gefesselt ist man von dem Buch nicht. 


Amerikaner in Europa - eine schöne Idee, der etwas mehr Drive gutgetan hätte.

3 Sterne (🐳🐳🐳)

The Expats von Chris Pavone
ISBN: 978-0-770-43703-9


Sonntag, 25. Juni 2017

Hope

Nach einem Aufenthalt in Amerika kehrt Maggie Hope 1942 nach London zurück. Dort geht sie weiterhin ihrer Tätigkeit als Ausbilderin von jungen Frauen nach, die auf geheime Missionen auf den Kontinent geschickt werden sollen. Auch das Entschlüsseln von Codes gehört zu Maggies Aufgaben. Gerade erst wieder im Einsatz, scheint mit den Nachrichtenübermittlungen einer Kollegin etwas nicht zu stimmen. Mit ihrer Sorge dringt Maggie jedoch bei ihren Vorgesetzten nicht durch. Viel wichtiger: London wird heimgesucht von einem Mörder, der junge berufstätige Frauen tötet, die eine Verbindung zu Maggies Einheit haben könnten.

Dies ist bereits der sechste Auftritt der Agentin Maggie Hope, die es von Amerika nach England verschlagen hat. In eine Rahmenhandlung eingebettet ist hier ein höchst brisanter Fall von Morden an jungen Frauen, die den Morden Jack the Rippers nachempfunden zu sein scheinen. Maggie ist zutiefst betroffen und besorgt. Mit ihrem scharfen analytischen Verstand beginnt sie nach Zusammenhängen zu suchen. Dabei trifft sie alte Bekannte wieder und arbeitet erstmalig mit Inspektor Durgin zusammen, den es von Schottland in die Hauptstadt verschlagen hat. 

Vor dem Hintergrund des zweiten Weltkriegs hat die Autorin einen spannenden Kriminalroman geschaffen. Im Dienst ihrer Majestät arbeiten viele junge Frauen daran, hinter feindlichen Linien zu helfen und Informationen zu beschaffen. Maggie Hope unterstützt diese Mitarbeiterinnen von London aus so gut es möglich ist. Schon damals eine Frauenrechtlerin versucht sie, dafür zu sorgen, dass die Frauen den gleichen Sold bekommen wie die Männer und im Falle eines Falles die Hinterbliebenen eine angemessene Rente. Nicht einmal heutzutage ist es einfach, dieses Ziel zu erreichen und vor über 70 Jahren war es noch ungleich schwerer. Gleichzeitig ist Maggies scharfer Verstand gefragt, um die Morde an den jungen Agentinnen aufzuklären. Auf fesselnde Art und Weise verstrickt einen die Autorin in dieses Agentinnen-Netz. Für die Lösung des hauptsächlich bearbeiteten Falles ist dabei die Kenntnis der anderen Bände nicht erforderlich. Um die Entwicklung der Heldin betrachten zu können, wäre es vielleicht ratsam, auch die anderen Geschichten zu kennen. Ein schlüssig aufgebauter Fall, dessen Lösung einfach eine Lösung ist, die keinen besonderen Kniff beinhaltet, mit einer Rahmenhandlung, die vielleicht etwas zu viel offen lässt.

Gute Unterhaltung angesiedelt in einer Zeit der Härte des Krieges, der auch auf der Insel nicht spurlos vorbeigeht.

3,5 Sterne (🐳🐳🐳+)

The Queen's Accomplice von Susan Elia MacNeal
ISBN: 978-0-804-17872-3


Freitag, 23. Juni 2017

Gottes Werkzeug

Max Kramer will keine von seinem Vater vorgefertigte Karriere, deshalb ist er zur Polizei nach Mühldorf zurück gekehrt. Einmal zurück trifft er auch seine ehemalige Freundin Maria Evita wieder, die ist allerdings als Novizin in das Kloster eingetreten. Nicht lange dauert es, da hat Max Kramer seinen ersten Fall. Der alte Bichler Wirt sinkt während des Gottesdienstes tot zusammen. Natürlicher Tod? Der Mann war sehr betagt, doch er erfreute sich guter Gesundheit. Nur kurze Zeit später stürzt die Frau des Toten vor Schwester Maria Evitas Augen in den Hof des Klosters. Kann das noch ein Zufall sein?

Hier treffen Schwester Maria Evita und Max Kramer zum ersten Mal wieder aufeinander. Und schon entsteht eine Verbindung, die durch die Todesfälle noch intensiviert wird. Schwester Maria Evita kennt sich natürlich aus mit dem Kloster und der Kirche. Max vermutet allerdings, dass wenn es sich nicht um einen natürlichen Tod oder einen Unfall handelt, die Ursache eher in der Familie des alten Ehepaares zu suchen ist. Doch es geht nicht nur um Recht haben, es geht vielmehr darum, der Geschichte auf den Grund zu gehen. Egal wie tief verborgen die Wahrheit liegt.

In diesem Hörbuch, das durch den Autor selbst mit viel Phantasie und Lokalkolorit vorgetragen wird, trifft das Weltliche mit dem Kirchlichen zusammen. Der wunderbar bodenständige Pfarrer Hirlinger mit seinem Fräulein Schosi, der heimgekehrte Max Kramer und die bekehrte Maria Evita. Sie geraten in ein Familiendrama um die Familie Bichler, die angesehene Wirtsfamilie, die doch einiges zu verbergen hat. Viel mehr Leute sind in die Sache verwickelt als man sich vorstellen kann, auch solche, bei denen man nun überhaupt nicht damit rechnet. 

Mit teilweise beißendem Witz und doch auch sehr humorvoll schildert der Autor die Geschehnisse. Obwohl er ein eher leichteres Format gewählt hat, gibt es in diesem Roman um die Tode in der Familie Bichler auch sehr ernste Momente und mit Spannung verfolgt man, wie schließlich die Lösung gefunden wird. Warum gerade in diesem Moment alles so kommt, ist nicht ganz schlüssig, das tut dem Hörvergnügen allerdings keinen Abbruch. Zwar gesteht die Rezensentin, dass ihr das zweite Buch dieser Reihe etwas besser gefallen hat, gute Unterhaltung bietet dieses Hörbuch aber allemal.


3,5 Sterne (🐳🐳🐳+)

Gnadenort von Anton Leiss-Huber
ISBN: 978-3-86804-436-2


Dienstag, 20. Juni 2017

Das Teleskop

Der junge Adib kommt als Flüchtling aus Afghanistan nach Berlin. Dort lernt er den über 80jährigen Karl, der als Jugendlicher nach dem zweiten Weltkrieg ebenfalls nach Berlin kam. Karl, der gerade einen kleinen Schlaganfall überstanden hat, ist Adib gegenüber zunächst etwas skeptisch. Doch bald merkt er, dass der junge Mann sehr intelligent ist und in Deutschland ankommen will. Karl ist noch nicht wieder ganz gesund und deshalb ist er sehr froh, dass Marie, die Enkelin seiner Schwester, nach Berlin kommt und sich ein wenig um ihn kümmert. 

Zwei Flüchtlinge, deren Erlebnisse völlig unterschiedlich sind und sich doch ähneln. Der Verlust der Heimat, ein beschwerlicher Weg, der von leidvollen Erfahrungen geprägt ist. Die Väter der Familien fehlen, die Mütter haben viel Mühe, ihre Familien zusammen zu halten. Wie schnell kann ein Kind verloren gehen oder umkommen. Wie leicht kann man sich auf der Flucht Krankheiten zuziehen, die lebensbedrohlich sind, weil einfach keine Hilfe da ist. Wie verächtlich behandeln einen die Alteingesessenen, die ja nicht auf die Flüchtlinge gewartet haben. 

Ein berührende Story eines alten Mannes und eines Jugendlichen, die sich kennen und mögen lernen, obwohl die Vorzeichen dafür schlecht sind bzw. es eigentlich kaum Berührungspunkte gibt. Leider fehlt eine klare Aussage zu Karl späterer Einstellung zum Nazi-Regime. Immerhin hat er als junger Mensch die Energie besessen Abitur zu machen und Jura zu studieren. Dass er als Jugendlicher durch das System indoktriniert wurde ist wohl verständlich, doch es wäre schön gewesen, zu wissen, dass er sich mit der Sache beschäftigt hat und sich bewusst davon gelöst hat. So stehen einige Aussagen unwidersprochen im Raum, die in der Zeit vielleicht tatsächlich so gang und gäbe waren, von denen man sich aber wünschen würde, dass sie von Zeitzeugen wie Karl ins richtige Licht gerückt werden und deutlich wird, dass es falsch war, einem Tyrannen hinterher zu rennen und unsägliche Verbrechen an der Menschheit zu begehen. 

Diese beiden gegensätzlichen und doch ähnlichen Flüchtlinge können einen sehr gut daran erinnern, dass vielleicht in der eigenen Verwandtschaft vor nicht allzu langer Zeit Eltern, Großeltern oder Urgroßeltern geflohen sind, vertrieben wurden, ihre Heimat verlassen mussten. In diesem Gedanken könnte mehr Verständnis für die Lage der heutigen Flüchtlinge aufbringen. Keiner wird seine Geburtsstadt, seine gewohnte Umgebung, seine Freunde und Familie leichten Herzens verlassen. Viele werden mit Hoffnungen auf ein besseres Leben losziehen. Hoffnungen, die sich vielleicht nicht schnell und nicht komplett erfüllen lassen. Doch eine Chance auf die Erfüllung seiner Hoffnungen, Wünsche und Träume sollte doch jeder haben.

Ein Roman mit einer ausgesprochen lesenswerten Grundidee, durch die man erinnert wird, dass wie schnell man selbst ein Flüchtling sein könnte, von dem man sich in Teilbereichen allerdings eine deutlichere Aussage wünsche würde.


3,5 Sterne

Das Schicksal der Sterne von Daniel Höra
ISBN: 978-3-8458-1093-5


Sonntag, 18. Juni 2017

Für das Leben

Bei der Polizeihundeprüfung wäre Ronja durchgefallen, obwohl sie eine echte Leiche gefunden hat. Die Leiche einer jungen Frau, die offensichtlich schon vor längerer Zeit in ihrem Versteck verscharrt wurde. Kommissar Dühnfort ist nach einem Urlaub wieder im Einsatz und übernimmt den Fall. Zunächst einmal gestaltet es sich schwierig, die Tote zu identifizieren. Niemand scheint sie vermisst zu haben. Wenigstens im Privaten läuft alles bestens, seine Frau Gina, ebenfalls Polizistin, ist schwanger und beide freuen sich riesig auf ihr erstes Kind. Gina ermittelt jetzt in Cold Cases und sie ist an einem der wenigen Fälle dran, die Dühnfort nicht lösen konnte.

Wie schwierig ist es, herauszufinden, was geschehen ist, wenn zunächst keine Hinweise vorliegen. Eine Leiche, die zwei Jahre lang nicht entdeckt wurde, ohne Papiere, ohne große Hinweise auf die Identität. Eine Leiche, auf die keine Vermisstenmeldung zu passen scheint. Ist es nicht ein trauriges Schicksal, wenn man verschwindet und keinen kümmert es. Nach der langen Zeit ist der Anblick der Verstorbenen auch nicht mehr so repräsentabel. Es muss also eine Phantomzeichnung angefertigt werden. Doch ein Ring, der bei der Toten gefunden wurde, bringt eine erste Spur. Augenscheinlich hat sich die junge Frau zwei Jahre zuvor in Luft aufgelöst.

Bei seinen Ermittlungen kommen Dühnfort und seine Kollegen es mit vielen Menschen zu tun, deren Handeln recht unverständlich erscheint. Prügelnde Väter, lieblose Mütter, Kinder, die ihrer Opferrolle entfliehen wollen. Was sich da an Abgründen auftut, lässt einen erschaudern. Auch das private Idyll wird eingetrübt. Tino und Gina müssen eine schwere Entscheidung fällen, etwas, worum man sie nicht beneidet, was sie aber mit einiger Größe meistern. 

Ein Dühnfort-Krimi zum Eintauchen, sehr spannend wird ein Familiendrama geschildert, das den Anfang vor etlichen Jahren nahm. Gefesselt grübelt man mit dem Kommissar, was man übersehen haben könnte. Gebannt erwartet man die Entscheidung, ob Gina und Tino die Aufgabe annehmen, die ihnen das Leben stellt. Die Balance zwischen abgeschlossener Krimihandlung und den Entwicklungen im Privatleben von Gina Angelucci und Konstantin Dühnfort, die man hoffentlich weiter verfolgen darf, ist sehr gelungen. Auch wenn der Fall im berechtigt im Vordergrund steht, kommt das Private nicht zu kurz.

Dieser Kriminalroman gefällt in seiner Ausgewogenheit und mit einem dramatischen Fall, dessen Lösung man vielleicht erahnt, was allerdings nichts daran ändert, dass man die Handlung inhaliert.


4,5 Sterne

Sieh nichts Böses von Inge Löhnig
ISBN: 978-3-8437-1536-2


Samstag, 17. Juni 2017

Bad Romance

Im ehrwürdigen Cambridge ist ein Student, der als sicherer Fassadenkletterer bekannt war, vom Dach gestürzt. Sein Tutor, Dr. Augustus Huff, ist temporärer Erbe des Graupapageien Gray. Allerdings kommt er eher zufällig an das Tier, denn die Putzfrau glaubt, in des Studenten Zimmers spukt es als sie plötzlich dessen Stimme vernimmt. Augustus soll also eigentlich einen Geist austreiben und kommt dann mit einem Papagei nach hause. Dr. Augustus Huff Zähler und Pedant vor dem Herrn hat auf einmal einen Vogel, der ihm von Bad Romance erzählt und Nüssen und psychologischen Problemen. Und an dem Ableben seines Studenten kommt Huff auch einiges eigenartig vor.

Natürlich ist der Papagei durch den Tod seines Besitzers, der viel Zeit damit verbracht hat, dem Vogel das Sprechen beizubringen, ziemlich verstört. Alleine bleiben will er erstmal nicht. Dr. Huff will aber keine Unordnung in seiner Wohnung, was ihm zu einigen Übernachtungen in seiner Badewanne verhilft. Schließlich kann der Papagei im Bad nicht viel durcheinander bringen, aber wie erwähnt, er schläft nur in Gesellschaft. Und so sitzt er regelmäßig auf Huffs Schulter während dieser sich aufmacht, die Umstände des Todes seines Studenten näher zu beleuchten. Schnell findet Huff heraus, dass im Leben des nicht sonderlich beliebten Elliot einiges anders war als geglaubt.

Dieses Buch lebt wahrlich von dem zwanghaften Ordnungsfanatiker Dr. Augustus Huff, der jeden Schritt am liebsten mit dem linken Fuß beginnt, und seinem überraschenden Erbe. Gray, von dem man beinahe glauben könnte, er versteht, was er sagt. Eigentlich als Forschungsobjekt gedacht, nimmt der Papagei nicht nur Augustus für sich ein. Doch wie Huff schnell merkt, ist er plötzlich nur noch der mit dem Vogel, was bei seinen Ermittlungen durchaus hilfreich sein kann. Und so stolpert er durch diesen witzigen Krimi, der mit einigen Überraschungen aufwartet, auch wenn diese hinter der ausgeklügelten Situationskomik manchmal zurücktreten. 

Mit Bjarne Mädel wurde für Gray und Huff eine geradezu ideale Stimme gefunden, die das Hören des Romans zu einem außerordentlichen Vergnügen macht. Man kann ihn sich bestens als Dr. Huff mit seinem temporären Besitz auf der Schulter durch die Gassen von Cambridge wandernd vorstellen. Auch wenn man seine „Bad Romance“ erst nach einer Suche im großen Netz zuordnen kann, ein Lied, das es tatsächlich gibt und das man auch noch kennt, behält sein „rara ulala“ einen gewissen Witz. Huffs leichte Naivität, die doch auch gepaart ist mit großer Intelligenz, kommt sehr eindrucksvoll rüber. Man nimmt ihm ab, dass er manchmal vom Leben überfordert ist und das er sich doch nicht scheut eben jenem Leben die Stirn zu bieten. Und Gray bringt genau die richtige Portion Unordnung in des Doktors Leben. 


Dr. Augustus Huff und sein nun nicht mehr temporärer Mitbewohner bilden ein echt tolles Team. Man würde wünschen, mehr von ihnen zu hören.

4,5 Sterne (🐳🐳🐳🐳+)