Freitag, 9. März 2018

Eishockey


Kevin ist der beste Spieler der ersten Mannschaft. Das Team steht zusammen, in allen Lagen. Sie trainieren gemeinsam, sie fahren gemeinsam zum Spiel, sie treffen sich zu Partys und sie stehen füreinander ein. Was könnte es also Besseres geben? Die Mannschaft ist die beste, die Björnstadt jemals hatte, sie könnten sogar die Meisterschaft gewinnen. Was aber, wenn einer aus der Reihe tanzt? Wenn einer sich nicht so ehrenvoll verhält, wie es die Mannschaft verdient hätte. Was, wenn dieser aber den dicksten Sponsor hinter sich weiß? Wird die Mannschaft weiterhin zusammenstehen? Werden sich Fronten auftun?

Eine ganze Stadt wird vom Eishockey und der Mannschaft bestimmt. Die Sportnachrichten sind die wichtigsten des Tages. Das Spiel wird diskutiert, es werden Daumen gehalten, und natürlich ist der Sohn jedes einzelnen der beste Spieler und ein wichtiger Bestandteil der Mannschaft. Die Eltern leiden mit ihren Kindern in Niederlagen und die Erfolge der Jungen sind natürlich auch die der Eltern. Die Mannschaft besteht nicht nur aus der Mannschaft, sondern auch aus allen drumherum. Unendlich schwer ist es, dieses feste Gefüge aufzubrechen und frischen Wind in die Mannschaft zu integrieren. Durch ein dramatisches Ereignis geht das Gleichgewicht der Mannschaft und des ganzen Ortes verloren.

Um dieses Buch zu mögen, ist es schon ratsam, ein wenig über Mannschaftssporten und speziell den Eishockeysport zu wissen. Gerade nach dem erfolgreichen Auftritt der Nationalmannschaft bei den olympischen Spielen passt das Buch genau in die Zeit. Die fein austarierten Strömungen innerhalb der Mannschaft und des kleinen eher unbedeutenden Ortes Björnstadt geben dem Leser die Möglichkeit, sich ausführlich mit dem Sport und den involvierten Personen zu beschäftigen. Doch hin und wieder kann es geschehen, dass einem eine Thematik, die ein Autor wählt, in dessen weitere Bücher man mit Freude und wachsender Spannung eingetaucht ist, einen nicht so sehr interessiert. Was da am Beispiel des Eishockeys erläutert wird, ist eine ziemlich fiese Story über die Machenschaften derer, die vermeintlich die Fäden in der Hand halten. Allerdings dauert es recht lange, bis die Handlung auf den Punkt gebracht wird und bis es soweit ist, muss man den Teil überstehen, der einem ein gewisses Interesse an dem Sport abverlangt. Leider wird nicht jeder Leser dieses Interesse aufbringen können.


3 Sterne (🐳🐳🐳)

Kleine Stadt der großen Träume von Fredrik Backman
ISBN: 978-3-10-490500-6


Mittwoch, 7. März 2018

Polittalk


Immer wieder wagt es Sarah Wolf in ihrer Talk Show brisante Themen anzupacken. Meist gelingt es ihr, hochkarätige Gäste einzuladen. Doch wie jedes Jahr im Herbst wird Bilanz gezogen und der Folgevertrag ausgehandelt. Noch ist nichts beschlossen. Doch immerhin hat Sarah eine Einladung zum ARD Hauptstadtreff. Dort trifft sie den Bundestagsabgeordneten Christian Wagner, mit dem sie mehr verbindet als nur eine lose Bekanntschaft. Wenn es läuft, läuft es, oder hat der Programmchef sie etwas unterkühlt behandelt? Inzwischen wird in Düsseldorf die Leiche einer als vermisst gemeldeten jungen Frau gefunden. Und bald darauf muss Sarah den Tod von Christian Wagner verkraften.

Als Freundin des Opfers gerät Sarah Wagner näher an die Ermittlungen heran als gewünscht. Aber hat Christian einen Grund gehabt, sich umzubringen. Sarah beginnt nachzuforschen und stößt tatsächlich auf eine Spur nach Afrika. Gleichzeitig muss sie professionell bleiben und ihre Show durchziehen. Freie Themenwahl, präzise Hintergrundrecherche, neutraler Journalismus, der manchmal polarisieren soll. Doch über allem steht die Quote. Mit ihrer neuesten Sendung allerdings ist sie bei den Senderchefs und in der Politik angeeckt, obwohl sie das Publikum und die Fernsehzuschauer fesseln konnte. Mit dem Ermittlungen zum Todesfall der jungen Frau geht es zunächst schleppend voran, obwohl der Ermittler der Vermisstenstelle schnell ahnt, dass es sich bei der Toten um Johanna Kling handeln könnte, die von ihren Eltern als vermisst gemeldet wurde. 

Sie stehen einem beinahe alle vor Augen, die Talk Shows, die es wöchentlich zu mittelspäter Stunde zu sehen gibt. Themen, Politiker,Talkmaster - alle streben danach klare Kante zu zeigen und doch im besten Licht dazustehen. Welche Fäden da im Hintergrund gezogen werden und wie viel Freiheit die Journalisten bei ihren Nachfragen haben, bedenkt man oft nicht. Geht es zu hart her, besucht natürlich kein bekanntes Gesicht mehr eine solche Sendung. Doch der Publikumsmagneten bedarf es schon, sonst kuckt ja keiner. Garnicht so leicht, hier die Balance zu finden. Und wenn man bei aller Balance als Journalist noch auf ein wirklich brisantes Thema trifft, wie soll man die Gratwanderung bestehen. Sarah Wolf wechselt aus dem Bedürfnis heraus, die Hintergründe des Todes ihres Freundes ans Licht zu bringen, in den investigativen Journalismus. Wie ein Detektiv geht sie vor und hat keine Scheu ihre Kontakte zu nutzen. Gleichzeitig entsteht der Eindruck, dass die Polizei einen vordergründigen Aktionismus betreibt und nur das Offensichtliche feststellt. Soll da etwas im Verborgenen bleiben? Wie weit reicht der Arm von Industrie und Lobbyisten? In diesem fesselnden und mit treffenden Worten geschriebenen Politthriller scheint hinter jeder Seite eine neue Enthüllung zu lauern, die den Politikzirkus als solchen erkennen lässt und die die Skrupellosigkeit in gewissen Wirtschaftszweigen entlarvt. 

Die Bücher des Autors gehören wahrlich ins unbedingt lesen Regal.

5 Sterne

Der Preis des Todes von Horst Eckert
ISBN: 978-3-8052-0012-7

... und hier geht es zur Verlagsseite

https://www.rowohlt.de/hardcover/der-preis-des-todes.html

Montag, 5. März 2018

Der Auftrag


Eigentlich soll die Agentin Vicki Kahn in ihrem ersten Außeneinsatz nur eine junge Frau nach Südafrika zurückbringen. Der Auftrag gestaltet sich allerdings anders als erwartet. Zum einen erweist sich Linda als weniger kooperativ als angekündigt und zum anderen scheint sie entführt zu werden, bevor Vicki die Vereinbarungen zur Heimreise treffen kann. Ein Abstecher nach Berlin bringt Vicki einige wenige Informationen und so viel Gefahr, dass sie schnellstens nach Süd Afrika zurückkehren soll. Ihr Freund, der Privatdetektiv Fish Pescado, wird inzwischen von einem Anschlagopfer engagiert, um die Hintergründe der Gewalttat herauszufinden. 

In diesem Roman hat Vicki Kahn ihren zweiten Auftritt. Aus einigen Andeutungen kann man dies auch herauslesen, für das Verständnis des vorliegenden Bandes ist die Kenntnis des ersten nicht zwingend höchstens vielleicht wünschenswert. Während ihres ersten Auslandseinsatzes, der sie ins kalte Europa führt, hat Vicki einige unerwartet schwierige Situationen zu überstehen. Doch auch daheim in Südafrika geschieht so einiges, auf Oberst Kolingba aus einem anderen afrikanischen Land wird ein Attentat verübt. Er überlebt knapp, aber seine vierjährige Tochter stirbt. Die Mutter ist untröstlich und sie beauftragt Fish mit weiteren Ermittlungen. 

In diesem spannenden Roman, der seinen Titel tatsächlich zurecht trägt, ist nichts so wie es scheint. Geschehnisse, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben, verbinden sich im Verlauf der Handlung zu einem Ganzen, das einen mal wieder den Glauben an den ehrbaren Politiker verlieren lässt. Präsident auf Lebenszeit, eine Position, die nicht so leicht zu erreichen und schon garnicht leicht zu erhalten ist. Ob das mit dem heutigen Südafrika etwas zu tun hat, kann nicht gesagt werden, zumindest hat es dort vor kurzem einen Wechsel in der Position gegeben, ohne dass das Leben des Vorgängers beendet war. Der in diesem Roman gewählte literarische Kniff führt dazu, dass Seilschaften aufgebaut und genutzt werden. Doch selbst untereinander scheinen die Seilschaften nicht immer zu wissen, wer in welches Lager gehört. Dem Leser wird folgerichtig einiges an Aufmerksamkeit abverlangt, um einigermaßen den Überblick zu behalten, wobei die im Klappentext erwähnten Kindesentführungen unter den verschiedenen politischen Graben- und Machtkämpfen, welche lediglich zum Wohl der Politiker geführt werden, fast zur Nebensache geraten. 

Ein verwickelter, aber nicht verworrener Politthriller, der einem jedwede Illusion über ein politisches System nimmt, das hoffentlich hauptsächlich fiktiv ist, auch wenn es möglicherweise Parallelen zur Realität gibt.


4 Sterne (🐳🐳🐳🐳)

Korrupt von Mike Nicol
ISBN: 978-3-442-71592-3




Sonntag, 4. März 2018

Niemals sterben


Schon als Kind beschließt Tyll Ulenspiegel, niemals zu sterben. Leicht einzuhalten ist sein Entschluss allerdings nicht. Sein Vater wird als Hexer gehängt und seine Mutter aus dem Dorf verbannt. Tyll flieht mit Nele, der Bäckerstochter in die weite Welt. Zunächst schließen sie sich einem Bänkelsänger an und dann dem Gaukler Pirmin, der sich allerdings als schlechter Begleiter erweist. Für eine Weile sind sie am nicht mehr vorhandenen Hof des entmachteten Königs von Böhmen und seiner englischen Gattin, der Königstochter Elizabeth. Und immer laviert sich Tyll durch, mit seinen Künsten und frechen Sprüchen. Und immer haut er im richtigen Moment ab.

Nach der Legende ist Tyll Ulenspiegel um 1300 geboren und  ungefähr fünfzig Jahre später doch gestorben. Sein Nachname kann zwar als Zusammensetzung aus Eule und Spiegel gedeutet werden, eine auch sehr treffende Deutung ist jedoch die das ulen so viel wie wischen bedeutet und mit Spiegel das Hinterteil von Reh und Hirsch bezeichnet wird, den Rest kann man sich dann selbst ausdenken. 

Diesen Tyl Ulenspiegel, für dessen Existenz es keinen wirklichen Beweis gibt, hat der Autor in die Zeit des dreißigjährigen Krieges versetzt. Und so treibt er seinen Schabernack in rauen Zeiten. Vielen Kindern ist es nicht vergönnt, erwachsen zu werden, auch Tyll ist ein eher schwächlicher Junge. Doch schon früh hat er Interesse am Balancieren und am Geben von Wiederworten. Das zieht sich durch sein Leben und Wirken. Manchmal erweist sich seine Art als hilfreich, manchmal auch eher nicht. Überall lauert Gefahr, der Krieg wütet über das Land. Es herrschen Armut und Hunger und das Land ist entvölkert. Für die Gaukler bleibt da kaum etwas übrig, nicht einmal an dem fahrenden Hof des entmachteten Königs von Böhmen, der auf seinem letzten Bittgang arg gedemütigt wird. 

Mit einem Kaleidoskop der Schelmereien des Tyl Ulenspiegel erfreut dieses neueste Werk von Daniel Kehlmann. In den dreißigjährigen Krieg hineingeschrieben nimmt er einen in die Kriegswirren mit und stellt die Härte und die Grausamkeit dieser Zeit ohne Zweifel klar. Deutliche Schilderungen sollten mahnen, dass ein Krieg wahrlich nichts Wünschenswertes ist. Mit großer Fabulierkunst erweckt Kehlmann seinen Tyll zum Leben, von dem dieser dann nicht mehr lassen will. Ein eher spilleriges Kerlchen, das die Weltgeschichte durchwandert, die sich in dem Moment dort abspielt, was man heute als Deutschland bezeichnet. Wie es seinem Namen entsprechen könnte, hält er uns einen Spiegel vor, wie schnell gerät ein ganzer Landstrich zum Spielball der Mächte oder der Mächtigen. Ohne Rücksicht auf Verluste werden Ziele verfolgt, die nicht zwingend als groß bezeichnet werden können. Das Land verödet, die Menschen leiden und wenn sie nicht leiden, sterben sie. Eine Mahnung in leichte und lebendige Worte gekleidet. Ein Buch, das in keinem Regal fehlen sollte.


5 Sterne (🐳🐳🐳🐳🐳)

Tyll von Daniel Kehlmann
ISBN: 978-3-498-03567-9

und hier geht es zum Verlag:

https://www.rowohlt.de/hardcover/daniel-kehlmann-tyll.html

Samstag, 3. März 2018

Geheimnis Lissabon


Von einem Anwalt wird Henrik Falkner nach Lissabon gerufen. Der ehemalige Polizist soll in Lissabon das Erbe seines Onkels antreten. Ein Onkel, dessen Existenz in der Familie totgeschwiegen wurde, den Henrik nie kennengelernt hat. Falkner ist nicht sicher, ob er das Erbe annehmen wird. Als der das heruntergekommene Haus mit dem verstaubten Antiquitätenladen und den bunt zusammengewürfelten Mietparteien betritt, sträubt sich erstmal alles in ihm dagegen. Um sein Erbe scheint es schlecht zu stehen, doch wieso wird ihm ein ausgesprochen lukratives Angebot für das Gebäude unterbreitet. Zusätzlich deutet die einzige Angestellte des Onkels aus noch an, beim Tod des Verblichenen könne es nicht mit rechten Dingen zugegangen sein. 

Henrik Falkner, von einem schweren persönlichen Verlust gezeichnet, sucht zwar nach einem Neuanfang. Ausgerechnet an Lissabon hat er dabei allerdings nicht gedacht. Sollte sich sein Wunsch nach einer hoffnungsvolleren Zukunft ausgerechnet hier erfüllen. Zur Ablenkung taugen die Ereignisse kurz nach seiner Ankunft alle mal und je tiefer er in die Ermittlung einsteigt, die eigentlich keine sein dürfte, desto engagierter wird er. Falkner merkt, dass er einer brisanten Sache auf die Spur kommt. Am deutlichsten merkt er das daran, dass seine eigene Gesundheit, wenn nicht gar sein Leben in Gefahr gerät.

Dem Autor Luis Sellano merkt man an, dass er sich bei seinen Reisen in die Stadt Lissabon verliebt hat. Liebevoll und stimmig sind seine Beschreibungen der Häuser und malirischen Gassen, der kulinarischen Genüsse. Auch sein Neuankömmling in der Portugiesischen Hauptstadt weckt Sympathie. Durch einen Verlust aus der Bahn geworfen, kann Henrik Falkner seinen Aufenthalt in dieser schönen Stadt zunächst nicht genießen. Bald jedoch nehmen ihn die Geheimnisse, die sein Onkel gehütet hat gefangen, und ein wenig lichtet sich das Dunkel. Dass Henrik dabei reichlich blaue Flecke erntet und ein Ganzteil Haut verliert, wirkt ein wenig unangemessen. Der Fall, der hier aufgerollt wird, wurde durch den Onkel lange mit Schweigen umgeben, warum eigentlich. Man versteht zwar, das Erbe, was weitergegeben wird, aber nicht weshalb der Onkel nicht selbst die Ergebnisse seiner Nachforschungen ans Licht der Öffentlichkeit brachte. Zumindest werden jedoch der Erbe und die Polizistin Helena miteinander bekannt gemacht, um sich weiteren gemeinsamen Enthüllungen widmen zu können.

Ein sympathischer Ermittler und künftiger Antiquar stolpert durch seinen ersten Fall und sammelt seine Gefolgschaft für weitere Abenteuer.


3,5 Sterne (🐳🐳🐳+)

Portugiesisches Erbe von Luis Sellano
ISBN: 978-3-453-41944-5




Freitag, 2. März 2018

Der Gipfel


Leider ist der Einsatz schief gegangen und das vor laufenden Fernsehkameras. Personenschützer Nicolas Guerlain ist in Ungnade gefallen, seit er seinem Schutzbefohlenen Minister Faure zu einem äußerst peinlichen Auftritt verholfen hat. Er wird in seine alte Heimat Dauville strafversetzt. Dort soll er die Polizei wegen des kommenden Gipfels beraten, er selbst soll allerdings während des Gipfels unsichtbar bleiben. Als am Strand eine abgetrennte Hand angespült wird, führen die Ermittlungen Nicolas Guerlain in eine ganz andere Richtung. Damit nicht genug, auch sein Nachbar ein älterer Fotograf ist verschwunden.

Mit einiger Situationskomik macht sich Nicolas Guerlain bei den Lesern bekannt. Wie er diesen ausfaltbaren Kevlarkoffer seinem Minister entgegen wirft und diesen dabei trifft. Mit solchen Personenschützern bedarf es fast schon keiner Attentäter mehr. Kein Wunder, dass Nicolas in der Normandie landet, dorthin wo man bekanntlich zweimal weint, einmal, wenn man dorthin muss und einmal, wenn man wieder weg muss. Doch wenn es Nicolas kalt überläuft, kommt er schon zu ernsthaften Ermittlungen. Die Gemeinde und auch seine Mutter ist in heller Aufregung über den aufgefundenen Arm und auch der verschwundene Fotograf beschäftigt die Gemüter. Und Nicolas lässt sich nicht so schnell aufs Abstellgleis schieben, ebenso wenig wie seine junge Kollegin Claire.

Wenn man sich erstmal etwas an der Küste Nordfrankreichs orientiert hat, werden einem die etwas urigen handelnden Personen schnell sympathisch. Nicolas Guerlain hängt zwar seiner Vergangenheit nach, was ihn manchmal bei der Ausübung seiner Arbeit behindert, aber wenn er sich im hier und jetzt befindet, ist er ein sehr gewitzter Ermittler, der manchmal gerade die Lücke sieht. Diese Fähigkeit kann er bei diesem verwickelten Fall gut gebrauchen. Lange fragt man sich, wie das alles zusammenpasst, um dann überrascht festzustellen, dass sich doch alles irgendwie fügt. Als erster Band einer Reihe ist dieser Roman für Liebhaber von Frankreichkrimis sehr zu empfehlen und auch jeder, der etwas skurrile Krimis mag, wird seine Freude an dem Buch haben.

4 Sterne (🐳🐳🐳🐳)


Strandgut von Benjamin Cors
ISBN: 978-3-423-21632-6


Donnerstag, 1. März 2018

Ein neues Team


Viktor Puppe (eigentlich von Puppe) bemüht sich um eine Abordnung an die Mordkommission. Sein neuer Chef ist misstrauisch, was will der Jurist bei den normalen Ermittlern. Allerdings herrscht Personalmangel und so weist er seinen neuen Mitarbeiter dem Team bestehend aus Kenji Tokugawa und Begüm Duran zu. Schon bald wird den dreien der Fall einer am Spreeufer angespülten Mädchenleiche übertragen. Es stellt sich heraus, dass es sich bei der Toten um die Nichte des Justizsenators handelt, was dem Fall einen besonderen Stellenwert gibt. Erstaunlich, dass die Verwandten die Ermittlungen eher behindern.

Ein neues Team findet sich zusammen. Kenji, der Sohn einer Einheimischen und eines japanischen Vaters; Begüm, die alleinerziehende Mutter, und Viktor, mit Wurzeln, von denen er nichts mehr wissen will. Nach einigen Wortgefechten verständigt man sich doch auf eine recht gute Zusammenarbeit, auch wenn es mit Andeutungen und Blicken manchmal hoch hergeht. Schnell ergeben sich Spuren, die auf einen bestimmten Täter hindeuten. Der Fall wird offiziell abgeschlossen, doch die Ermittler gehen heimlich einem unglaublichen Verdacht nach und bekommen Steine in den Weg gelegt. Wie dem begegnen? Aufhören oder Weitermachen? Weitermachen natürlich und so entwickelt sich quasi eine zweite Untersuchung hinter dem Rücken des Chefs.

Berlin, eine pulsierende Stadt, in der es eigentlich nichts gibt, das es nicht gibt. Doch auch in dieser lebendigen Metropole ist es nicht an der Tagesordnung, dass ein junges Mädchen grausam ermordet wird. Man nimmt dem Team den Feuereifer ab, mit dem es die Arbeit aufnimmt. Sie müssen sich erst zusammenraufen und das tun auf eine für den Leser unterhaltsame schlagfertige Weise, die alle gleichermaßen sympathisch werden lässt. Manchmal ermitteln sie einzeln, doch gemeinsam sind sie stark. Sie ergänzen sich in ihren Erfahrungen und Fähigkeiten. Und sie sind authentisch in ihre Umgebung hineingeschrieben. Man fühlt sich versucht, die Plätze und sei es auch nur im Internet aufzusuchen. 

Ein lesenswerter erster Band um Viktor Puppe, dem mindestens noch ein zweiter folgen soll. Ein neues Team, das Serienpotential hat.

4 Sterne (🐳🐳🐳🐳)

Der Todesmeister von Thomas Elbel
ISBN: 978-3-7341-0414-5